Eigentlich hatten wir uns alle für eine Schneeschuhtour Alpin auf der Bamberger Hütte angemeldet.
Aber eine Woche vor dem Start bekam unser Tourenführer Gesie die Mitteilung, dass besagte Hütte ab sofort geschlossen wird, wegen akuten Wassermangels infolge des trockenen Sommers. Was Gesie mit den Worten „Shit happens“ kommentierte und seinen Mitwanderern per mail kundtat.
Nun war guter Rat teuer, wohin auf die Schnelle mit 9 Leuten. Aber ein eingefleischter DAVler mit besten Kontakten zur Gastronomie fand eine großartige Alternative. Die Wirtsleute Ausborn aus Buchenau im Bay. Wald öffneten nur für uns ihr „Haus zum Latschensee“ und so starteten wir, Gesie unser Guide und Fahrer, Sigrid, Evi, Vroni, Susanne, Herrmann, Matthias, Thomas und ich bei schönstem Frühlingswetter am Freitagmorgen.
Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten, ging es unverzüglich zum Lindberger Schachten los. Die ersten zwei Drittel des Weges war wandern angesagt, aber dann kam endlich die nötige Unterlage und die Schneeschuhe konnten angelegt werden. Gegen Mittag war unser Ziel erreicht und auf der Veranda einer Forsthütte wurde gebrotzeitlt, geschnapselt und ein Sonnenbad genommen.
Gut gestärkt traten wir übers Wildscheuereck unseren Rückweg an und ließen uns eine Zischhalbe auf der Terrasse im Haus Latschensee schmecken, die wir uns nach
520 Höhenmetern redlich verdient hatten.
Für Samstag war der Große Rachel, mit 1452m der zweithöchste Bayerwaldgipfel, als Ziel geplant. Nach einem reichlichen Frühstück und einer kurzen Fahrt mit unserem Bus erreichten wir den Parkplatz Oberfrauenau. Noch ein Blick auf die Karte und schon stiefelten wir los mit den Schneeschuhen am Rucksack verschürt. Doch der Aufstieg brachte uns nicht nur ins Schwitzen, sondern erforderte volle Konzentration. Zahlreiche Bäume und Sträucher lagen infolge des Schnee- und Windbruchs quer über dem Weg und dazwischen plätscherte das Schmelzwasser ins Tal. Klettereien durch dieses Gestrüpp, erschwert durch die sperrigen Schneeschuhe und ungeplante Umwege, brachten und ganz schön ins Schnaufen. Doch Trink- und Bonbonpausen und immer wieder der Ausblick in die großartige Landschaft hielten uns bei Laune und endlich gabs wieder Schnee, um unseren Sport auszuüben. Ganz schön steil und lang zog sich der Weg bis hin zum Waldschmidt Haus auf 1360m, welches leider geschlossen hatte, aber die Rucksackbrotzeit bei herrlichem Wetter schmeckte köstlich. Mit neuer Kraft wurde anschließend das letzte Stück bis zum Gipfel gemeistert, dort belohnte uns die großartige Rundumsicht für die Strapazen. Nachdem der Gipfelschnaps getrunken und alle Fotos im Kasten äh, im handy waren, stiegen wir ab und langsam machten sich die geleisteten 810 Höhenmetern in den Beinen bemerkbar.
An diesem Abend verwöhnte uns unsere Wirtin mit einem knusprigen Schweinsbraten, Kartoffelknödeln und Salat und etliche krönten dieses Mahl noch mit einem Eisbecher, bei dem das Sahnehäubchen und der Schuss Eierlikör nicht fehlen durften. Das Bier, der Wein und der Schnaps schmeckten vorzüglich, so dass mancher Teilnehmer tief in seine Seele blicken ließ. Von Casinobesuchen im Cowboyoutfit, von der Lust am Zocken oder Kiffen war die Rede, aber auch vom Übernachten unterm Sternenhimmel und aufregenden Reiseberichten aus Costa Rica und Spitzbergen.
In dieser Nacht fehlte uns wegen der Zeitumstellung eine Stunde Schlaf, doch alle waren am nächsten Morgen pünktlich am reich gedeckten Frühstückstisch versammelt.
Unsere Sonntagstour starteten wir am Parkplatz Zwiesler Waldhaus und los gings mit den Schneeschuhen am Rücken zum Großen Falkenstein (1315m). Das Schutzhaus war zwar noch geschlossen, aber der großzügige Neubau ist bereits fertiggestellt und wartet auf hungrige und durstige Gäste. Am Gipfelkreuz wurden die Reste der mitgebrachten Brotzeit geteilt, die Aussicht bewundert und die letzten Fotos geknipst.
Über den Ruckowitzschachten, auf dem es noch ordentlich Schnee gab, was wir auch gleich ausnutzten, stiegen wir ab und schnurstracks gings ins Cafehaus. Dort ließen wir bei Kaffee und Kuchen oder sogar einer Currywurst diese unvergesslichen drei Tage ausklingen.
Danke Gesie für Deine Mühen und die tolle Organisation!
Irene Kraft
Anmerkung der Autorin: Die Mitglieder der Gruppe waren von Anfang 40 bis Mitte 60, wobei sich die beiden Omas Sigrid und Irene wacker geschlagen haben 😊