Tourenbericht: Herbsttour durch das östliche Mangfallgebirge

Donnerstag, 6. Oktober bis Sonntag, 9. Oktober 2022

Der Plan wurde bereits im vorangegangenen Winter beim Schneeschuhwandern gefasst: Im Oktober 2022 soll es nach den ganzen Sommertouren auch im Herbst nochmals in die Berge gehen. Mit Thomas als Tourenleiter: Das erste Mal als Leiter bei einer Erwachsenengruppe. Mal schauen, ob die genauso einfach zu bändigen ist wie die Jugendgruppe Gipfelstürmer. Wir werden sehen. Schnell war auch eine interessante Tour in den bayrischen Voralpen gefunden. Es sollte einmal quer durch das östliche Mangfallgebirge gehen.


Teilnehmer: (von links nach rechts)
Andrea, Georg, Gerda, Thomas, Irene, Marianne, Michael, Michael, Richard

Donnerstag, 06.10.2022
Oberaudorf/Tatzelwurm – Brünnsteinhaus – Brünnstein (1.619) – Brünnsteinhaus
→ 7,1 km     ↑ 850 Hm     ↓ 280 Hm     t 3h50m

Nach dem Frühstück lassen wir Amberg und die Oberpfalz hinter uns: Der Vorteil von Touren in den bay. Voralpen zeigt sich gleich bei der Abreise: Wir starten mit 2 Fahrgemeinschafts-PKWs gemütlich um 8:30 Uhr, so kamen wir nach dem Berufsverkehr am Staumagneten München problemlos vorbei und bereits kurz nach 12:00 Uhr standen alle 9 Teilnehmer abmarschbereit am Parkplatz Tatzelwurm. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns: Wie vorhergesagt war es für den Oktober fast schon zu warm, noch dazu wolkenlos: Besseres Wanderwetter kann man sich fast nicht wünschen.
Als erstes Highlight stand dann der Tatzlwurm-Wasserfall am Programm, der gleich um die Ecke lag. Ein traumhafter Einstieg in eine traumhafte Tour. Gemütlich stiegen wir auf, zunächst über Wanderwege und dann bald über kleine Steige hoch zum Brünnsteinhaus – zwar oft durch den Wald, aber auch vorbei an ein paar Almen: Hier konnten mit dann den Ausblick bis hin zum Watzmann genießen. Unterhalb des Brünnsteinhauses kamen dann bereits die ersten seilgesicherte Passagen, und einige Stellen, die auch den Einsatz der Hände erforderlich machten. Spätestens hier waren wir dann in den Bergen angekommen. Kurz vor unserem Nachquartier lichtete sich dann vermehrt der Wald und gab den Blick frei auf das Kaisergebirge, welches wir ab da an jeden Tag von einer anderen Stelle aus bewundern durften.
Am Brünnsteinhaus angekommen wurden wir herzlich von der Hüttenwirts-Familie in Empfang genommen und genossen erstmal Kaffee und Kuchen auf der Terrasse. Anschließend bezogen wir noch schnell unsere Lager und verstauten unsere Rucksäcke. Die Wirtin hat uns in das Nebengebäude einquartiert, worüber wir sehr dankbar waren – denn die einzigen anderen Gäste im Haus waren 2 Schulklassen, die sich von Ihren Lehrern kaum bändigen ließen.
Gestärkt vom Kuchen und befreit von den Rucksäcken machten wir uns dann gemeinsam erneut auf den Weg. Schließlich stand der heutige Gipfel noch aus: Über den Dr.-Julius-Mayr-Weg, einem gesicherten Steig im unteren Schwierigkeitsgrad erklommen wir die letzten 280hm hinauf auf den Brünnstein (1.619hm). Nach 30 Minuten Panorama-Pause ging es dann über den Normalweg zurück zur Hütte, wo wir den Abend gemütlich ausklingen ließen.

 
Freitag, 07.10.2022
Brünnsteinhaus – Trainsjoch (1.707) – Mariandlalm
→ 11,3 km     ↑ 790 Hm     ↓ 910 Hm     t 4h55m

Um 7:30 Uhr wurden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Schon der Ausblick aus dem Fenster prophezeite erneut einen traumhaften, wolkenlosen Herbsttag, inkl. T-Shirt-Temperaturen. Im Tal waberte noch der Nebel und wir konnten schon die Sonne genießen.
Nach dem Frühstück brachen wir rasch auf. Auch heute stand mit dem Trainsjoch, auch wenn der Name anderes vermuten lässt, ein Gipfel auf dem Programm. Zunächst ging es, mal leicht bergauf, mal leicht bergab, über die Hochalmen Richtung bayrisch-österreichische Grenze. Ein gemütlicher Spaziergang. Das Trainsjoch war auf den Schildern zunächst rot markiert und nach rund 2km einfachem Wanderpfad über die Alm und ein Stück Fahrweg ab dann blau: Die Interpretation war natürlich schnell gefasst: Das schlimmste Stück haben wir schon, auch wenn keiner der Teilnehmer wusste, wo der bisherige Weg rot war. Aber es kommt ja anscheinend nur noch blau. Bei unserem Tourenleiter Thomas rief die Beschilderung allerdings nur belustigtes Kopfschütteln hervor. Schließlich kannte er die letzten km hinauf aufs Trainsjoch schon von einer anderen Tour. Und die hatten es in sich und sollten beim besten Willen nicht blau markiert sein. Aber zunächst ging es noch über Almen, deren Kühe bereits abgetrieben waren und anschließend ein paar hundert Höhenmeter bergab. Somit sprang uns nur gelegentlich eine Gämse über dem Weg, und 2 Radfahrer, die Ihre E-Mountainbikes in einer Mischung aus Tragen und Schieben den Hang hinaufmanövrierten. Spätestens jetzt war uns allen klar, dass ein Akku nicht immer die Radltour erleichtern muss.
Ab dem Wirtsalm-Sattel ging es wieder stetig bergauf. Teils recht steil – teils mit Gegenanstieg – aber technisch zunächst immer noch einfach. Die letzten 400hm hingegen hatten es dann in sich. Erst mussten wir uns über querliegende Bäume und durch dichten Bewuchs kämpfen – dann ging es steil hinauf mitten durch die Latschen. Schnell war eine Bezeichnung für diesen Abschnitt des Weges gefunden: Leichte 1er-Latschenkletterei. Der Einsatz der Hände war an einigen Stellen nötig. Rund 150hm unterhalb des Gipfels machten wir zunächst Mittagsrast – wir waren an der bayrisch-österreichischen Grenze angekommen. Bald ging es weiter, immer entlang des Grenzkamms und nicht mehr ganz so einsam, hier waren wieder andere Wanderer unterwegs. Ab hier wurde der Weg auch wieder technisch einfacher, jedoch knallte die Sonne (für Oktober) unerbittlich herunter, so dass wir alle froh waren, als wir kurze Zeit später mit dem Trainsjoch (1.707) unseren Tagesgipfel erreicht haben. Nach einer kurzen Gipfelpause stiegen wir auf der anderen Seite den Grenzkamms dann rund 500hm bergab zur Mariandlalm, unserem Domizil für die nächste Nacht, auf der Tiroler Seite gelegen.
Auch hier wurden wir freundlich von der Wirtsfamilie aufgenommen. Zum Kaffee und Strudel gab es auch gleich einen Schnaps aufs Haus. Das konnte ja ein lustiger Abend werden. Zumal wir diesmal auf einer privaten Alm über Nacht waren, also ohne Hüttenruhe, was uns die Wirtin versuchte schonend beizubringen. Die zweite Gruppe im Haus war heute auch noch ein Betriebsausflug. Wie spät es an diesem Abend wurde und wer es länger aushielt – wir oder die Anderen – das wird hier nicht verraten. Nur eines ist wichtig: Alle waren am nächsten Tag pünktlich beim Frühstück – und alle waren pünktlich abmarschbereit.

 
Samstag, 08.10.2022
Mariandlalm – Ursprungpass – Maroldschneid – Auerspitz (1.811) – Rotwandhaus
→ 15,3 km     ↑ 1.150 Hm     ↓ 630 Hm     t 5h15m

Lt. Wetterbericht stand heute ab dem frühen Nachmittag Regen auf dem Programm. Der Wetterbericht wurde beim Blick in den Himmel sofort bestätigt. Es war zugezogen. Und das bei unserem längsten Tourentag. Mal schauen, wie lange der Regen auf sich warten lässt.
Entsprechend gingen wir bereits um 8.00 Uhr frühstücken (früher gab es keines) und brachen dann zeitig um 8:45 Uhr auf. Zunächst mussten wir rund 550hm zum Ursprungpass absteigen. Aufgrund des Wetterberichts zogen wir das Tempo ziemlich an und stiegen den Pfad ins Ursprungtal in maximaler Geschwindigkeit hinab (noch schneller wäre dann eindeutig Trail Running und nicht mehr Wandern gewesen). Nach einem recht langweiligen Pflichtstück in der Nähe der Staatsstraße durch das Ursprungtal kam endlich die Abzweigung zu unserem Aufstieg. Es ging ins Wildschutzgebiet Maroldschneid, welches nur im Sommerhalbjahr betreten werden darf. Heute waren wir jedoch die einzigen Personen, die das Schutzgebiet querten. 1.100hm galt es zu erklimmen, zunächst vorbei an Almen, die schon in der Winterruhe waren und weiter oben dann vorbei an aufgelassenen Almen und ehemaligen Schutzhütten, von denen teilweise nur noch die untersten Steinreihen standen.
Der Wind wurde immer stärker und hinterließ mit im Horizont aufziehenden Regen ein ganz besonderes Naturschauspiel: eine verlassene, wieder der Natur überlassene Gegend mit ganz besonderen Reizen.
Kurz unterhalb des Gipfels an einer windgeschützten Stelle machten wir eine kurze Mittagsrast und bereits um kurz vor zwei standen wir auf unserem heutigen Gipfel – der Auerspitz. Immer noch getrieben von einem möglichen Regeneinbruch kamen wir dann bereits um 14:45 Uhr am Rotwandhaus an – vollkommen trocken!!! Geplante Ankunft war 17:00 Uhr. Heute haben wir ordentlich Tempo gemacht. Als Belohnung gönnten wir uns Kaffee und Kuchen und einen gemütlichen Nachmittag am Rotwandhaus, welches von einem jungend, engagierten Team betrieben wird.
Er kam noch, der Regen: Um 18:00 Uhr schüttete es aus allen Wolken – und es sollte die ganze Nacht nicht aufhören. Aber wir waren ja erstmal im trockenen und konnten unseren letzten gemeinsamen Abend gemütlich zusammen verbringen.

 
Sonntag, 09.10.2022
Rotwandhaus – Rowand (1.884) – Taubenstein (1.692) – Rauhkopf (1.691) – Jägerkamp (1.746) – Fischbachau/Aurach
→ 12,6 km     ↑ 510 Hm     ↓ 1.490 Hm     t 4h25m

Letzter Tag, langsam heißt es Abschied nehmen. Aber zunächst standen noch 4 Gipfel auf dem Programm. Der erste Schritt vor die Hütte ließ uns jedoch zunächst frösteln. Überall Nebel, Sichtweite vielleicht 10m, starker Wind. Aber immerhin hatte es aufgehört zu regen. Also hieß es erstmal frühstücken, Kaffee tanken und dann warm anziehen. Wird schon werden.
Und es wurde. Wir hatten auch am 4. Tag ein schon fast unverschämtes Wetterglück. Gleich als Erstes stand der Hausgipfel des Rotwandhauses an, die Rotwand. Mit 1.884m der höchste Gipfel unserer 4tägigen Tour. Und man glaub es kaum: Während des 20minütigen Aufstieges riss der Nebel auf und lieferte uns ein unglaubliches Naturschauspiel. Alle paar Sekunden gab der Nebel die Sicht auf andere Berge frei. Erst thronte der Kaiser aus dem Nebel, dann gab die Natur den Großvenediger und Großglockner frei, und so weiter. Wir konnten uns fast nicht satt sehen und waren uns einig: Nicht nur Sonnenschein ist schönstes Wanderwetter. Auch nach dem Regen bleiben traumhafte Eindrücke.
Weiter ging es, schließlich hatten wir heute noch viel am Programm. So erklommen wir (die letzten Meter kletternd, den Taubenstein und stiegen hinab zum Taubensteinsattel, wo wir uns mit 2 Ranger bezüglich des Wildschutzgebietes austauschen konnten und auch noch das ein oder andere dazulernen durften. Weiter ging es zu einer kleinen Kaffeepause in der Bergstation der Taubensteinbahn. Die Bergstation lieferte jedoch nicht nur einen willkommenen Koffeinschub für uns, sondern, es war schließlich Sonntag, auch viele Mitwanderer. Einsamkeit war wohl heute nicht unser Problem. Dies sollte bis zum letzten Gipfel so bleiben.
Zunächst wanderten wir weiter am Kamm und machten einen Abstecher auf den Rauhkopf, der schließlich fast am Weg lag. Und zu guter Letzt stand dann noch als 4. Gipfel des Tages das Jägerkamp an, unsere Alternative zur Aiplsitz, deren Südabstieg aufgrund Steinschlaggefahr gesperrt war.
Zwei aus der Gruppe versuchten noch die Nagelspitz als 5. Gipfel zu erklimmen, der jedoch vollständig zugewuchert war, so dass das Unterfangen nach zwei Versuchen abgebrochen wurde. Schließlich war der Rest der Gruppe schon einstweilen vorausmarschiert. Bei einer verdienten Pause vor einer bereits für den Winter geschlossenen Alm trafen wir uns wieder.
Ab hier wurde es dann wieder einsam, die Seilbahn war schließlich in weite Ferne gerückt. Relativ schnell tauchten wir ein in den Nebel und stiegen im mystischen Nebelwald Stück für Stück ab Richtung Fischbachau. Ziel war der Ortsteil Aurach, wo wir nach einem letzten gemeinsamen Kaiserschmarrn mit dem Bus zurück Richtung Tatzelwurm kamen. Jetzt hieß es von der Bushaltestelle noch 10Minuten aufsteigen Richtung Parkplatz – nochmals vorbei an dem schönen Wasserfall vom ersten Tag – bevor wir dann leider schon wieder zurück in die Heimat aufbrechen mussten.

© 2022 by Thomas