Tourenbericht: Naturpark Texelgruppe und südtiroler Alpenhauptkamm

Samstag, 22. bis Donnerstag, 27. Juli 2023


Teilnehmer: (von links nach rechts)
Petra, Tabea, Thomas, Irina, Vroni, Martina, GeSie und Georg

 
Samstag, 22.07.2023
Anreise zum Berggasthof Hochfirst – Timmelsalm

Um 10:00 Uhr Vormittag in Amberg zu einer Bergtour aufzubrechen war für uns alle mehr als ungewohnt. Aber sowohl die Anreise nach Südtirol als auch unser erster geplanter Tourentag hatten es in sich, also haben wir uns entschieden einen Tag früher zu starten und am Timmelsjoch, 45 Minuten vor unserem Zielort Pfelders im Passeiertal, bei einem Berggasthof mit Lagerplätzen die erste „Hüttennacht“ zu verbringen, um am darauffolgenden Sonntag in aller früh zu unserer ersten Tagesetappe aufbrechen zu können.
Der Sommer 2023 war wettertechnisch ein einziges auf und ab. Auch der Wetterbericht für unsere Tour war nicht der beste, wollten wir doch bis zu 3 Dreitausender erklimmen. Aber immerhin waren die Aussichten auch nicht so schlecht, dass die Tour komplett ausfallen musste. Keiner von uns ließ sich also entmutigen und so brachen wir wie geplant zu acht (Irina, Martina, Petra, Tabea, Vroni, Georg, GeSie und Thomas) auf in unsere geliebten Alpen.
Um 17:00 Uhr lenkten wir unsere 2 Autos auf den Parkplatz des Berggasthofes ein. Essen war für 19:00 Uhr angekündigt. 2 Stunden also, die wir für einen kleinen Spaziergang (das ganze Wanderung zu nennen wäre jetzt sicherlich übertrieben) Richtung Timmelsalm nutzten. Nach 7 Stunden Fahrtzeit die Beine zu vertreten tat uns allen gut. Das erste was uns auffiel: Die Luft war klar (es hatte die letzten Tage geregnet) und sie riecht in Südtirol anders: einfach nach Südtirol. Wir waren angekommen, jetzt auch mental. 10 Minuten hinter dem Gasthof bogen wir auf den E5 ein, somit können wir jetzt alle 8 auch sagen, dass wir schon den E5 gegangen sind. (ein bisschen Spaß muss sein ) Pünktlich zum Abendessen waren wir wieder zurück am Gasthof und ließen den ersten Abend ausklingen.

 
Sonntag, 23.07.2023
Pfelders (1.622) –> Oberkaseralm (2.131)
über Spronserjoch (2.587), Spronserseen (2.300 – 2.500), Schwarzkopf (2.805)

Pfelders, 9.00 Uhr, Sonnenschein. Unsere Textelgruppen-Rundtour starteten wir bei perfekten Bedingungen. Die ersten 250hm ging es noch durch Bergwald (der letzte für die nächsten 5 Tage, so tief werden wir bei der Tour erst wieder beim letzten Abstieg kommen) und wir stiegen uns gemütlich ein und schraubten uns hoch bis zur Faltschnalalm. Spätestens hier verzichteten wir alle sowohl auf Jacken als auch auf die lange Hose. Hoffnung keimte auf, schließlich genossen wir gerade Sonnenschein pur, obwohl der Wetterbericht zwar trocken, aber bewölkt gemeldet hatte. Auf dem Weg durch das urige Faltschnaltal trafen wir auf Einheimische, ein paar Wanderer und viele Kühe. Für einen Sonntag im Juli war es extrem ruhig und wir genossen die Stille der Natur. Mit der Zeit zog es immer mehr zu und rund 100hm unterhalb des Spronserjochs standen wir dann letztendlich im Nebel, so dass wir den sicherlich traumhaften Ausblick vom Spronserjoch auf die Spronserseen mehr erahnen als sehen konnte. Der Wind war ebenfalls nicht zu unterschätzen und forderte dann bei der Pause am Joch den ersten Tribut: Das Sitzkissen von Vroni wollte unbedingt eigenständig auf große Reise gehen und flog im hohen Bogen davon. Rettungsversuche samt Klettereinlage scheiterten, wer von der Sektion des nächste Mal bei den Spronserseen unterwegs ist und ein Sitzkissen entdeckt: Bitte mitbringen!
Eigentlich wäre die Tour mit knapp 1.000hm und rund 12km als ersten Tourentag ja genug gewesen. Nachdem aber die geplanten Gipfel für die nächsten Tage aufgrund der Wettersituation unklar waren, entschlossen sich fünf von uns, noch 300hm extra zurückzulegen und den Schwarzkopf als Gipfel dranzuhängen. Den konnte uns dann schon keiner mehr nehmen. Ab und zu riss auch der Nebel am Gipfel etwas auf, so dass wir zumindest den ein oder anderen Blick erahnen konnten.
Um kurz nach 4 waren wir dann alle wieder vereint und kamen bei unserer Schutzhütte, der Oberkaseralm, an. Für die Nächtigung mussten wir uns aufteilen: Sechs von uns schliefen in einem 5qm-Zimmer (3fach-Stockbetten machens möglich), während zwei im ehemaligen Kuhstall logieren durfen, der aufgrund der vergangenen Regentage alles andere als trocken war. Auf der Alm gab es außerdem eine sehr anhängliche Almkatze, die auch auf der Speisekarte abgedruckt war. Keine Ahnung, was uns der Wirt damit sagen wollte.

 
Montag, 24.07.2023
Oberkaseralm (2.131) –> Lodnerhütte (2.266)
über Langsee, Milchseescharte (2.707), Halsljoch (2.808), Lazinser Rötlspitz (3.037)

Fliegende Matratzen, eine Katze die sich gezielt als Nachtlager das Bett desjenigen ausgesucht hatte, der keine Katzen mag und in aller früh flatternde Hüttenschlafsäcke am Fahnenmast (zum trocknen nach der Stallnacht) – jetzt im Nachhinein glaube ich, wir haben das nur geträumt.
Wir lagen gut in der Zeit. Um 7.50 Uhr, 10 Minuten vor dem Plan, starteten wir Richtung Milchseenscharte. Die Alternativroute über den Tschigat (2.998) hatten wir bereits am Vorabend gemeinsam aufgrund des Wetterberichts gestrichen. Gemeldet war ab dem frühen Nachmittag etwas Regen, abends Gewitter. Aber das Wetter war schon in aller früh diesig und drückend. Der gemeldete Sonnenschein, auf den wir uns gefreut hatten, entsprach leider nicht den Tatsachen.
Wir stiegen wieder auf zu den Spronser Seen, und auch wenn wir alle es dachten, wir hätten es nicht aussprechen sollen: Wenigstens regnet es nicht!
Und schon fing es an zum Tröpfeln – Naja, wenigstens nur tröpfeln.
Rund 15 Minuten später öffneten sich alle Schleusen und wären wir durch den See geschwommen, wir wären auch nicht viel nässer geworden. Aber immerhin war es ja nur Regen.
Bis wir dann weitere 15 Minuten später direkt im Gewitter standen, und das kurz vor den Milchseen und der mit Eisenketten und -tritten ausgestatteten Milchseenscharte, der – wohlgemerkt leichteste – Übergang zur Lodnerhütte. Bei Gewitter definitiv nicht machbar. Jedoch war die Alternativroute, der Tschigat, mit freien Kletterstellen bis UIAA2 bei dem Wetter ebenfalls keine gute Wahl.
Glück im (Wetter)unglück: Am Einstieg der Milchseenscharte riss der Himmel auf. Kurz hatten wir Sonne und blauen Himmel über uns und viel wichtiger: freie Sicht so weit, dass wir sicher gehen konnten, dass die nächste Stunde definitiv kein Gewitter nachkommt.
Also stiegen wir ein in die Milchseenscharte. Die Sonne war so schnell weg wie sie da war und wir standen im Nebel. Und stießen in der Scharte auf Arne, der für die nächsten Tage unser 9. Gruppenmitglied werden sollte. Er war alleine losgezogen, da ein paar Einheimische meinten, dass die Route problemlos machbar sei. Die Einschätzung „problemlos“ bedeutet aber für Südtiroler sichtlich etwas anderes als für Rheinland-Bewohner – und so halfen wir unserem Gast über die schwierigen Passagen auf der Route.
Um 10.00 Uhr waren wir oben auf der Milchseenscharte und machten es uns erstmal für 30 Minuten Pause bequem in der dortigen Biwak-Schachtel, bevor wir uns über Blockfelsen hoch zum Halsljoch durchschlugen. Wehmütig sahen wir hoch zu unserem geplanten ersten Dreitausender, der Lazinser Rötlspitz. Aber der Gipfelerfolg blieb uns verwehrt, in der Ferne sah man bereits die nächsten Gewitter anrücken. Wir machten uns also an den Abstieg zur Lodnerhütte, bei der wir dann, trotz nochmaliger Pause unterhalb des Halsljochs, bereits um 13:45 Uhr eintrafen.
Hoffnungsvoll fragten wir den Wirt nach dem Trocknungsraum der Hütte – die jedoch keinen hatte. Die Alternative des Wirts, mehrere Wäscheständer, die er uns unter dem Vordach der Hütte aufbaute, war bei der aktuellen Luftfeuchtigkeit leider wenig hilfreich. Bis heute fragen wir uns, ob unsere Sachen nicht nur nicht getrocknet sind, sondern noch feuchter wurden.

 
Dienstag, 25.07.2023
Lodnerhütte (2.266) –> Stettiner Hütte (2.875)
über Johannesscharte (2854), Eisjöchl (2895), Hohe Wilde (3.482)

6:30 Uhr – die Wecker in unserem Schlafraum klingelten und zunächst fragten wir uns, wieso wir überhaupt welche gestellt hatten. Draußen tobte sich das Wetter aus. Strömender Regen, Gewitter, Wind – alles was man sich für einen Tag in den Bergen wünscht – vor allem da heute abermals eine Scharte, diesmal sowohl im Auf- als auch im Abstieg, anstand.
Mit dem Wirt hatten wir um 7:00 Uhr Frühstück vereinbart – also gab es keine Diskussion und wir standen trotzdem auf – mal schauen was der Tag so mit sich bringt. Und man mag es nicht glauben, während wir am Frühstückstisch saßen, verzog sich die Regenfront komplett und wir starteten um 8:10 Uhr bei blauem Himmel Richtung Stettiner Hütte – damit hatte niemand mehr gerechnet (auch nicht der Wetterbericht).
Arne hatten wir bereits bei der Tourenplanung am Abend zuvor eingeladen, sich uns anzuschließen. Alleine wollten wir ihn hier nicht losziehen lassen. Schließlich war die anstehende Johannesscharte schwieriger als die Milchseenscharte.
Wir erlebten einen traumhaften Vormittag bei glasklarem Wetter, übervollen Bächen, die wir barfuß oder wahlweise mit nassen Bergschuhen querten und genossen einfach die Sonne. Vor dem Einstieg in die Johannesscharte überholten wir noch eine rund 30köpfige Wandergruppe und konnten so zügig zur Johannesscharte hochsteigen und auf der anderen Seite wieder absteigen. Unser Ziel, die Stettiner Hütte, rückte näher – genauso wie die nächsten Regenwolken, die schon wieder aufzogen. Bis auf ein paar Tropfen und dichtem Nebel blieben wir aber diesmal verschont. Der Nebel hüllte die Stettiner Hütte so gut ein, dass wir diese erst rund 100m vor dem Ziel erkennen konnten. Es war 12:20 Uhr und wir machten erstmal Mittagspause auf der Hütte.
Eigentlich war unser Plan, nachmittags die Hohe Wilde (3.482) zu erklimmen, aber wenn wir ehrlich sind war uns bereits am Vortag allen klar, dass dies nur Wunschdenken ist. Der einsetzende Schneefall pünktlich serviert zu unserer Mittagssuppe bestätigt es endgültig. Also verbrachten wir den Nachmittag mit Brett- und Kartenspielen, mit guten Gesprächen, Tourenplanung für die nächsten Jahre und einer spontanen Yoga-Session vor der Hütte.

 
Mittwoch, 26.07.2023
Stettiner Hütte (2.875) –> Zwickauer Hütte (2.989)
über Bockberg (2.507), Hinterer Seelenkogel (3.472)

Unseren vorletzten Tourentag starteten wir um 8:15 Uhr. Über Nacht hatte es die Berge bis auf rund 2.600hm herunter angezuckert. Es schneite – wieder mal Niederschlag, aber das waren wir ja mittlerweile gewohnt. Also war die Hohe Wilde auch heute nicht möglich und wir machten uns auf den Weg zu unserer letzten Hütte – der Zwickauer Hütte. Der Weg führte uns zunächst auf einer alten Militärstraße, die im 1. Weltkrieg bis zu einer Höhe von 2.900hm gebaut wurde (verrückte Zeiten damals) 200hm bergab, bis unser Pfad zur Zwickauer Hütte abzweigte. Hier trennten sich die Wege von Arne. Er stieg ins Tal ab und wir wollten weiter zur nächsten Hütte. Wir verabschiedeten uns, nicht ohne ihm eine Mitgliedschaft im DAV Amberg nahe zu legen. Unser Weg wurde einsamer und führte uns zunächst entlang der Bergkette weiter Richtung Osten. Das Wetter meinte es heute Vormittag dann doch wieder gut mit uns. Der Schneefall hörte auf und kurz darauf kam auch die Sonne heraus – es bot sich uns ein phantastischer Blick über Richtung Süden – bis hin zu den Dolomiten und in die Brenta. Bei rund 2.220hm hatten wir den tiefsten Punkt erreicht. Ab da an ging es wieder aufwärts bis wir auf knapp 3.000hm, wieder bereits zu Mittag, die Zwickauer Hütte erreichten. Der für den Nachmittag vorgesehene hintere Seelenkogel thronte 500hm über der Hütte, war aber leider abermals aufgrund der Wetterlage nur ein Traum.
Also verbrachten wir erneut einen Nachmittag auf der Hütte. Gemütlich war es allemal. Der Wirt, der uns stark an eine jüngere Version des Reinhold Messner erinnerte, holte seine Gitarre heraus: Aus dem Tal waren Bekannte zu Besuch und es wurde gemeinsam musiziert.
Ein Spaziergang Richtung Gletscher hinter der Hütte war leider alles, was an dem Tag noch drin war. Prinzipiell gab es endlich mal keinen Schnee oder Regen. Jedoch kam am Nachmittag ein Sturm auf, der über den Grenzkamm Schnee von den Gletschern auf der Nordseite des Kamms herüber- und bis auf 2.200hm herunterwehte. Auch nicht wirklich besser als Niederschlag – eigentlich eher ungemütlicher.

 
Donnertag, 27.07.2023
Zwickauer Hütte (2.989) –> Pfelders (1.622)
über Tiroler Höhenweg, Schneidalm

Abstieg und Heimfahrt standen heute auf dem Plan. Das Wetter meinte es abschließend dann doch nochmals gut mit uns. Zwar waren die ersten 300hm vorsichtig zu bewältigen, da der Wind viele felsige Stellen ziemlich vereist hatte. Aber die Sonne schien kräftig und machte die Bedingungen zusehends besser. Wir genossen nochmals den halben Tag, stiegen über zum Teil unmarkierte und alte Pfade ab, machten eine Pause in der bewirtschafteten Schneidalm und waren so um kurz nach 12:00 wieder gesund und unfallfrei bei unseren Autos am Parkplatz, von dem aus wir dann die gemeinsame Heimreise antraten.

 
Resümee
Auch wenn bei dieser Tour das Wetter nicht optimal war, und keiner der 3 geplanten Dreitausender am Schluss in unseren Gipfelbüchern stand, so haben wir alle die Tour genossen und behalten die Tage in schöner Erinnerung. Nicht immer muss eine Tour genauso sein wie ausgeschrieben, um als Erfolg zu gelten, da waren wir 8 uns einig.

Irina, Martina, Petra, Tabea, Vroni, Georg, GeSie und Thomas