Wie es Frühjahrsbedingungen so fordern stiegen wir ab Maloja in T-Shirt, jedoch vollständig mit Skiern in sengender Hitze auf zur Fornohütte (2574 m). Zum Glück war der Aufstieg nicht durch Nassschneelawinen gefährdet. Dort angekommen fühlten wir uns sofort wohl. Die Fornohütte ist eine kleine urige Berghütte wie man sie sich als Bergsteiger wünscht. Exzellentes Essen mit ausreichend Nachschlag, Kompetente Tourentipps vom Hüttenpersonal und eine angenehme Atmosphäre. Die Schneelage im Gebiet war ausgesprochen gut. Für den ersten Tag entschieden wir uns für einen soften Start und machten uns auf den Weg zum Monte Rosso (3088 m). Die Nordostwand lachte uns an und wir stapften mit Steigeisen und Skiern auf dem Rücken zum Gipfel. Nach einer Überschreitung wurden wir mit einer exzellent schönen Firnabfahrt belohnt. Konstant 35-40° Steigung zur perfekten Uhrzeit.
Positiv einreden musste man sich den tagtäglichen 200 Hm Gegenanstieg über die Moräne zur Hütte. Eine elegante Aufstiegsvariante für die 40° steile Stufe haben wir in vier Tagen nicht gefunden, dafür haben wir ausreichend Spitzkehren geübt und eine neue Rinne eingespurt. Der Gletscherrückgang hat seinen Tribut.
Am zweiten Tag ging es die Steilstufe erstmal über eine vereiste Rinne hinunter zum Gletscher, den wir ca. 1h bei grandiosem Ausblick bis zu Talschluss folgten. Gruppe Espresso bestieg zuerst den Monte Sissone (3330 m) über einen Firngrat, um danach am Cima di Rosso auf die Gruppe Cappucino zu treffen. Der Cima di Rosso (3360 m) wollte über eine Rinne und einen kurzen ausgesetzten Grat erkämpft werden.
Am dritten Tag liefen wir ebenfalls wieder bis zu Talschluss auf dem Gletscher, bogen jedoch nicht links, sondern rechts ab. Über noch gefrorenen Schnee ging es hinauf Richtung Passo dal Cantun (3254 m). Auf dem Weg mussten wir eine anspruchsvolle Steilstufe mit Seil überwinden, bevor wir weiter zum Joch stapften. Aufgrund der Nassschneeproblematik ging sich kein Gipfel mehr aus und wir fuhren wieder ab. Vor dem Abendessen haben wir uns wie die Tage zuvor nochmals mit Spaltenrettung, Seiltechnik und Material beschäftigt.
Die Rückwegsvariante zurück ins Tal gestaltet sich wider Erwarten mühevoll. Über vereiste Hänge ging es teils mit Harscheisen, teils zu Fuß in Richtung Joch. Auch die Querung zum Passo del Muretto (2560 m) war nicht so einfach wie gedacht. Wir kämpften uns durch windverpressten Schnee und Steine und fuhren abschließend über verfirnte Hänge zurück zum Auto.
Wir hatten traumhaftes Wetter, in einem sehr empfehlenswerten Gebiet und einer klasse Hütte. Ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen!

