Tourenbericht: Wanderwoche im Xeis oder „Die sieben Zwerge auf der Suche nach Schneewittchen“

Samstag, 10. September bis Mittwoch, 14. September 2022

Gesäuse, Gseis, Xeis, schon lange war das ein Sehnsuchtsort für mich. Von Samstag 10. bis Donnerstag 15. September 2022 sollte es endlich mal klappen. Von Gstatterboden aus wollten wir erst den Großen Buchstein besteigen, um dann auf die andere Talseite zu wechseln und über den Peternpfad auf erstaunlich leichtem Weg durch die Nordabstürze von Hochtor & Co. zur Hesshütte zu wandern. Vor dem Abstieg ins Ennstal stand zum Abschluß noch eine Besteigung des Hochtores auf dem Programm. Ganz ging unser Plan leider nicht auf, näheres dazu im folgenden Bericht.


Teilnehmer: Petra, Vroni, Josef, Cordula, GeSie, Gabi, Thomas

 
Samstag, 10.09.2022
Gstatterboden (576) – Buchsteinhaus (1571)
↑ 960 Hm     ↓ 5 Hm     → 6,7 km     t 3,0 h

Mit zwei Autos starteten wir in Amberg bzw. Auerbach via Freudenberg und Nabburg über die A3 Richtung Passau und weiter zu unserem Ziel in Österreich. Während der Fahrt und auch am Ziel regnete es immer wieder, zum Teil auch heftig. Obwohl ich unterwegs noch ein Ladekabel besorgen musste und wir mit einer dreiviertel Stunde Verspätung ankamen waren wir dann trotzdem als erste auf dem Parkplatz. Um 12:45 starteten wir schließlich Richtung Buchsteinhaus. Da es immer wieder Regenpausen gab standen wir öfter vor der Frage, Jacke ausziehen oder wieder anziehen, von außen oder von innen nass werden? Wir kamen da nicht ganz auf einen gemeinsamen Nenner. Ich hatte jetzt zwar ein Ladekabel dabei, bemerkte aber, dass ich für den Hüttenzustieg meinen Schirm sowie meinen Geldbeutel vergessen hatte. Gott sei Dank war auf der Hütte Kartenzahlung möglich. So konnte Thomas meine Zeche übernehmen, ansonsten wäre wohl Abspülen angesagt gewesen. Am Buchsteinhaus kamen wir nach drei Stunden bei Sonnenschein an, wo wir von zwei jungen Studenten der Medizin bzw. Pharmazie, die uns die nächsten Tage bewirten sollten, begrüßt wurden. Das Wetter war dann allerdings doch nicht so eindeutig, weshalb wir uns erst mal für Kaffee mit Kuchen entschieden haben. Dabei wurden wir über manchen sprachlichen Unterschied zwischen Weanern und Bayern aufgeklärt. Wir sagen Kaffe, bei den Weanern heißt es Kaffeeeee. Auch den Unterschied zwischen einem Hellen und einem Märzen kennen wir jetzt. Außer uns waren kaum weitere Gäste auf der Hütte, nur ein paar Höhlenforscher, aber denen ist es egal, ob die Sonne scheint oder ob es regnet. Das Abendessen war sehr gut, hätte aber durchaus etwas mehr sein dürfen. Pünktlich zur Hüttenruhe waren wir in den geräumigen Lagern, wo wir feststellten, dass es einen würdigen Nachfolger für den Tüten-Rolf gibt.

 
Sonntag, 11.09.2022
Buchsteinhaus (1571) – Füsse vertreten Richtung Buchsteingipfel und zurück
↑ 50 Hm     ↓ 50 Hm     → 0,4 km     t 0,5 h

Das Frühstück, das wir wegen Nebel und Regen erst um 8:00 begannen war dann aber reichlich. Wir ließen uns ordentlich Zeit, aber auch um 9:00 regnete es noch. Auch um 9:30 Uhr. Um 9:45 vertrösteten wir uns auf später und begannen, uns mit Spielen die Zeit zu vertreiben. Um 13:30 regnete es immer noch, aber auch dauerndes Schauen auf die diversen Wetter-Apps brachte keine Besserung. Also ging’s weiter mit diversen Spielen: Mäxchen, wer lügt besser? Schafkopf, Nachhilfe für Cordula. Einweisung Backgammon für Cordula und Josef usw. In unserer Verzweiflung versuchten wir es sogar mit Mikado. um 15:00 erfolgte dann der nahtlose Übergang zu Kaffeeeee und Kuchen, danach spielten wir zum Ausgleich wieder. Tatsächlich hat es dann gegen 18:00 aufgehört zu regnen und wir drehten vor dem Abendessen noch eine kurze Runde um die Hütte. Dabei konnten wir tolle Wolkenstimmungen vor der untergehenden Sonne beobachten. Gott sei Dank hatten wir, zumindest körperlich, keinen anstrengenden Tourentag hinter uns, da das Abendessen wieder etwas dürftig ausfiel. Mit den Aussichten auf besseres Wetter (laut Wetter-App und tatsächlicher Beobachtung) hielten wir brav wieder die Hüttenruhe um 22:00 ein.

 
Montag, 12.09.2022
Buchsteinhaus (1571) – Gstatterboden (576) – Haindlkarhütte (1122)
↑ 520 Hm     ↓ 960 Hm     → 9,3 km     t 4,0 h

Ein erster Blick aus dem Fenster mit tollen Ausblicken zu den gegenüberliegenden Nordwänden von Dachl, Roßkuppe und Planspitze versprach einen sonnigen Tag. Da nur der Abstieg und dann der Zustieg zur nächsten Hütte auf dem Plan stand ließen wir uns Zeit und machten ab 8:00 gemütlich Frühstück, wo sich Thomas als Multitalent erwies, da er ständig auf den Füssen war und Kaffee nachschenkte, Brot holte, Marmelade nachorderte usw. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er vorne am Tisch saß. Irgendwann gingen Erdbeer- und Brombeermarmelade zur Neige und es entspann sich eine Diskussion, ob nur der GeSie alleine hierfür verantwortlich war. Um 9:30 war Startschuss für den Abstieg zu den Autos, die wir kurz zum nächsten Parkplatz umsetzen mussten. Preisfrage, wer war zuerst am Parkplatz? Bei Sonnenschein stiegen wir neben einem Bachbett auf schönem Steig vorbei an der alten zur neuen Haindlkarhütte. Thomas, unser Jungspund, war immer gefühlte 500 mtr voraus, wahrscheinlich trieb ihn die Aussicht auf ein kühles Bier voran. Zu seiner Ehrenrettung muss man aber sagen, dass er uns auf der Terrasse mit 7 kühlen Weißbier empfing, danke Thomas. Vor hier hatten wir wieder einen tollen, diesmal Nahblick auf die Nordwände von Roßkuppe und Planspitze. Irgendwo dort suchte der Peternpfad mit dem berühmten Ennstaler Schritt den leichtesten Weg durch die Felswände. Man konnte sich kaum vorstellen, dass es da einen relativ leichten Durchschlupf geben sollte. Uns allen war schon etwas mulmig zumute, was da auf uns zukommen sollte, auch die Lektüre in einem ausliegenden Führer machte die Sache nicht unbedingt leichter. Der Hüttenwirt war sehr ruhig und kompetent, es war das letzte Wochenende in seiner letzten Saison als Hüttenwirt, die er viele Jahre betreut hatte. Das Abendessen fiel diesmal reichlich aus und Thomas musste sich opfern, um alle Teller leerzuräumen. Danach frischten wir unsere Schafkopfkenntnisse nochmal auf, dazwischen beobachten wir einen phänomenalen Sonnenuntergang, der besagte Nordwände für wenige Minuten feuerrot beleuchtete. Ein Plakat des DAV zum Thema ‚Hüttenschlafsack‘ regte dann unsere Phantasie an und wir sieben waren plötzlich ‚Die sieben Zwerge auf der Suche nach Schneewittchen‘.

  • Chef: Anführer der Zwergenbande, trägt eine kleine Nickelbrille und ist sehr gutmütig
  • Brummbär: Meist schlecht gelaunt, hat immer etwas auszusetzen
  • Schlafmütz: Ist immer müde und schläft meistens
  • Hatschi: Klobige, rote Nase, ist immer erkältet und ein eher ängstlicher, scheuer Zwerg
  • Pimpel: Weißer Bart, extrem schüchterner Zwerg, wird oft rot und ist heimlich in Schneewittchen verliebt
  • Happy: Glücklicher Zwerg, dick und immer mit einem Grinsen im Gesicht
  • Seppel: Kann nicht sprechen, ist extrem tollpatschig, hat keine Haare und trägt zu große Klamotten

Eine Zuordnung dieser Charaktere zu unseren Teilnehmern sei jedem freigestellt.
Um 21:55 war eigentlich Hüttenruhe, die wir auch eingehalten hätten, wäre da nicht eine Bemerkung vom GeSie gefallen, nach der sich zwei der Damen minutenlang nicht mehr eingekriegt haben.

 
Dienstag, 13.09.2022
Haindlkarhütte (1122) – Peternscharte (2027) – Planspitze (2114) – Hesshütte (1691)
↑ 1.100 Hm     ↓ 540 Hm     → 5,9 km     t 8,75 h

Heute stand unsere Königstour auf dem Programm, der Übergang zur Hesshütte über den Peternpfad. Sämtliche Wetter-Apps versprachen sicheres Wetter, trotzdem war der Start um 8:15 sicher nicht zu früh. Nach einer längeren aufsteigenden Querung durch Latschenhänge direkt unter den Nordabstürzen der Roßkuppe legten wir in gebührender Entfernung zum Einstieg vorsichtshalber unser Klettergeschirr an, das wir zwar, mit Ausnahme des Ennstaler Schrittes, dann tatsächlich nicht benötigten, aber sicher ist sicher. Wichtig war aber auf jeden Fall der Steinschlaghelm. Zuerst ging es, immer wieder in anregender leichter Kletterei, in eine große Schlucht, bevor wir dann in einer langen ansteigenden Querung Richtung Schlüsselstelle stiegen. Im kompletten Peternpfad gibt es, bis auf eine herabhängende Kette als Griffhilfe, keinerlei Drahtseile oder Tritthilfen. Alle waren schon gespannt, wann denn dieser Ennstaler Schritt kommen sollte. Thomas stieg voraus, ich befand mich, mit dem Kletterseil im Rucksack, in der Mitte. Irgendwann hieß es dann, wir brauchen das Seil. Ohne es zu merken standen zwei der Mädels mitten in der Schlüsselstelle, trauten sich dann aber doch nicht mehr weiter, vielleicht hätten wir einfach nichts sagen sollen? Ich habe mich dann an der eigentlich gut griffigen, jedoch sehr ausgesetzten Stelle vorbeigemogelt, um eine Sicherung aufzubauen und den Rest der Gruppe nachzusichern. Thomas, mein treuer Kompagnon, hatte derweil schon das nachfolgende Gelände ausgekundschaftet, es kam jedoch keine schwere Stelle mehr. Vielmehr standen wir nach wenigen Metern in der Peternscharte. Josef, Thomas und ich kannten so ein Gelände ja schon, für die Mädels war es aber Neuland gewesen und super spannend, Ihr dürft stolz auf Euch sein. Nach kurzer Manikürepause vom GeSie machten wir, ohne Gepäck – bald nach der Scharte hatten wir ein Materialdepot angelegt – noch einen Abstecher auf die Planspitze. Zurück bei der Scharte ging es weiter Richtung Hesshütte. Auch wenn wir nach jeder Biegung schon die Hütte erwarteten, zog sich der Weg doch noch in die Länge. Es gab noch einen kleinen ‚Unfall‘, Gott sei Dank nur mit einer geprellten Hand, die aber von unserem ‚Fachpersonal‘ fachmännisch versorgt wurde. Um 17:00 kamen wir endlich bei der gut besuchten Hütte an. Nachdem die Wetteraussichten für den nächsten Tag nicht gerade rosig aussahen und eine Besteigung des Hochtors über einen Klettersteig mit einer geprellten Hand sicherlich das ganze erschwert hätte beschlossen wir, am nächsten Tag auf die Besteigung des Gipfels zu verzichten und die Heimreise einen Tag früher anzutreten. Da wir ja am nächsten Tag nichts großes vorhatten, genehmigten sich Chef, Pimpel und Sepperl noch ein Betthupferl in Form einer Flasche Wein. Schließlich waren wir in der Steiermark, da musste schon mal ein regional typischer Weißwein der Sorte Sauvignon Blanc probiert werden.

 
Mittwoch, 14.09.2022
Hesshütte (1691) – Kummerbrücke (568)
↑ 30 Hm     ↓ 1.100 Hm     → 4,5 km     t 4,0 h

Nach dem Frühstück ging es, ohne Regen, zuerst durch einen schönen Wald Richtung Ennstal. Über den Wasserfallweg, einen Klettersteig der Schwierigkeit A mit Stellen B ging es rasch nach unten, vorbei am namengebenden Wasserfall. Die Rückfahrt von der Kummerbrücke zum Parkplatz erledigten wir mit dem Bus. Am Parkplatz warfen wir nochmal einen Blick auf einen Teil des Peternpfades und staunten nochmal darüber, wie durch diese Wände ein so leichter Steig gehen kann. Nach Vertilgung der letzten Schokoladenreste vereinbarten wir noch, in Admont bei Kaffeeeee und Kuchen sowie abschließendem Eis die Tour standesgemäß ausklingen zu lassen. Die Rückfahrt erfolgte wieder via Passau, diesmal zweigten wir aber über die B20 nach Cham ab. An einem Parkplatz überholte uns das andere Fahrzeug, gleich kam eine Whats-App ‚Pinkelpause‘. Wir korrigierten sogleich mit ‚Schokoladennotstand!‘. Die Regenwolken wurden immer dichter und dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Zeitweise mit Tempo 30 km/h schlichen wir über die B85, trotzdem wurden wir noch flott von einigen anderen Fahrzeugen überholt. Gegen Abend waren wir aber alle wohlbehalten zu Hause.

 
Fazit

Trotz des Regentages auf dem Buchsteinhaus und der früheren Heimreise war es – mit dem Highlight des Peternpfades – eine erlebnisreiche Tour mit guten Freunden. Es hat viel Spaß gemacht.
© 2022 by GeSie