29. September – 03. Oktober 2023,
JDAV Aktion Bergfreunde
Freitag, 29. September
Für einen Teil der Aktion Bergfreunde geht es über das verlängerte Wochenende in den Wilden Kaiser zum Alpinklettern. Laut Wetterbericht sollen die Bedingungen traumhaft werden. Zu dritt starten wir mit nachhaltigen Ressourcen, einem E-Auto von der Rosenapotheke, aus Amberg los. Den Vierten aus der Bande holen wir bei einem Zwischenstopp in Raubling ab und der Fünfte kam im Dunkeln nach. Dazu später mehr. Das zeitige Loskommen macht sich bemerkbar, denn bis zum Parkplatz in Going kommen wir gut durch. Da wir uns für eine Selbstversorgerhütte entschieden haben, sind unsere Rucksäcke schwerer als sonst. Das zusätzliche Gewicht hindert unser Tempo jedoch nicht, nach guten zwei Stunden erreichen wir die herrliche Ackerlhütte, die noch menschenleer ist. Da sich unser Zeitplan gut ausging, beschließen wir noch eine kurze Tour zu klettern. Als zwei Seilschaften steigen wir in das mit roter Farbe angeschriebene „Krampustanzl“ ein. Der Anfang sieht noch sehr fein und logisch aus, aber natürlich muss es anders kommen als gedacht. Zum einen ergibt sich eine organisatorische Hürde für die Gruppenstunde der verbleibenden Bergfreunde in Amberg, zum anderen wird Viki von Paul am Stand der zweiten Seillänge angerufen:
„Hey, weißt du wie die Reisepläne der Jungs aussehen?“
„Was für Reisepläne?“
„Naja, wann sie heute losfahren. Ich hab mein Anschlusszug verpasst und sitze in München fest.“
„Eh… wir hängen gerade alle an der Wand.“
„Haha, oh. Ich wusste gar nicht, dass du mit dabei bist.“
Nach kurzem Hin und Her steht fest, dass Timo runterläuft, Paul aus Kufstein holt und die beiden gemeinsam im Dunkeln aufsteigen. Ansonsten kann Paul heute nichtmehr nachkommen, und außerdem hat er unser Frühstück! Timo lässt sich die zweite Seillänge nicht entgehen und klettert diese noch, um sich dann abzuseilen. Am Wandfuß angekommen läuft er auch schon los. Niklas und Viki klettern nun auch die zweite Seillänge: Ganz schön knackig! Da es nun bereits zu dämmern beginnt, beschließen wir uns vor der dritten und letzten Seillänge abzuseilen und zur Hütte zurückzukehren. In der Dämmerung packen wir unser Material am Wandfuß ein und begegnen zwei Frauen, mit denen wir uns später die Hütte teilen werden. Diese steigen noch in eine Route ein, kommen aber auch nicht sehr viel weiter als wir. Zu dritt bereiten wir daraufhin das Abendessen zu und schließen Wetten ab, wie schnell Timo und Paul an der Hütte ankommen werden. Nach weniger als eineinhalb Stunden Aufstieg stehen die beiden Jungs verschwitzt und hungrig vor der Tür. Heute gibt es Nudeln mit Pesto, was hätte man auch anderes erwarten können? Als wir den nächsten Tag planen, fängt es an mehr zu regnen, als der Wetterbericht angezeigt hatte. Etwas bedrückt gehen wir mit unserem Plan B ins Bett.
Samstag, 30. September
Der erste Wecker des Morgens wird gekonnt ignoriert, da wir wegen des Wetters nicht besonders motiviert sind, aufzustehen. Doch irgendwann sehen wir ein, dass wir nicht mehrere Stunden Aufstieg samt vollständiger Alpinkletterausrüstung auf uns genommen haben, um dann im Bett herumzuliegen. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster wird klar, dass wir zwar heute vermutlich keine traumhafte Aussicht haben werden, die Wände aber überwiegend trocken sind. Bei unserem ausgewogenen Frühstück (entweder Nudeln mit Pesto vom Vortag oder Müsli mit Milchpulver) beschließen wir die Seilschaften und suchen uns unsere Touren aus. David und Niklas klettern das „Vorspiel“ am Sockel der Maukspitze, Timo und Paul entscheiden sich für die „Göttner“ am Waxensteiner Turm, nachdem sie ihnen von Viki und Niklas empfohlen wurde. Die Suche nach den Einstiegen kann sich jedoch durchaus spannend gestalten, wenn die Sichtweite zwischen 20 und 200 Metern schwankt, doch früher oder später sind beide Seilschaften auf dem richtigen Kurs. Zumindest im Vorspiel klart dann der Nebel zwischendurch auf, sodass man bis in das Tal blicken kann. Durch die Akkordeonmusik der Sektion Kitzbühel, die von der Hütte aus die Wände hochhallt, wird die Kletterei geradezu idyllisch, das Aufstehen hat sich also gelohnt. David und Niklas seilen sich nach ihrer erfolgreichen Tour wieder ab, das Vorspiel hat sich als eine passende Tour für einen trüben Tag herausgestellt. Paul und Timo müssen sich hingegen ihren Weg durch den Nebel zum Normalweg der Ackerlspitze bahnen, da dieser ihr Abstieg ist. Zurück an der Hütte erfahren wir, dass die andere Seilschaft bereits kurzfristig abgereist ist. Als wir anschließend unseren Reis zum Abendessen auf den Herd gestellt haben, klopft es an der Tür: Die Edelweißgilde möchte uns zum Essen einladen. Sie feiert vorne auf der Terrasse die Renovierung ihres Raumes und wegen des wechselhaften Wetters gibt es nun mehr Essen als Besucher. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und so gibt es Steak mit Kartoffel- und Krautsalat. Über unseren Reis freut sich eine andere Seilschaft, die noch zu später Stunde auf die Hütte kommt. Wohl genährt und zufrieden, diesen trüben Tag doch so gut genutzt zu haben, gehen wir alle ins Bett.
Sonntag, 1. Oktober
Wie auch gestern schon, klingelt uns heute Lady Gaga aus den Betten. Noch ein, zwei Mal umdrehen und wir sind alle aufgestanden. Während wir unser Frühstück vorbereiten, klassisch Müsli mit Milchpulver, offenbart uns David, dass er das eigentlich gar nicht mag und es das letzte Jahr nur aus Mangel einer besseren Alternative gegessen hat. Diesmal gibt es dann aber sogar ein paar Scheiben Brot. Eine Stunde nach dem Aufstehen satteln wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg unsere Einstiege zu suchen. Der aufgezogene Nebel, der über uns in den Wänden hängt, macht das wieder zu einem echten Abenteuer. Doch bevor wir so weit kommen, merkt David, dass er seinen Helm auf der Hütte vergessen hat und läuft eine Extrarunde. Viki und Paul ziehen währenddessen weiter in Richtung der östlichen Hochgrubachspitze, an der sie heute die „Riegelekante“ klettern wollen. Timo und Niklas warten kurz auf David und laufen dann weiter zu ihrem Einstieg in die „Wie a Klassiker“. Auf den letzten Metern vor der Wand erschwert der Nebel dann die Orientierung und es dauert kurz bis die Dreierseilschaft den Einstieg findet. Danach geht es für sie schnell voran. Niklas steigt vor und die beiden Nachsteiger machen gut Tempo, bei 16 Seillängen auch gut so. Als Viki und Paul die anderen in der ersten Seillänge sehen, ist für die beiden der Zustieg noch lange nicht vorbei. Es geht erst über einen noch markierten Wanderweg immer weiter hoch, bis deutliche Steigspuren zu erkennen sein sollten. Wo das aber sein soll, ist in dem Moment nicht ganz klar, auch dank dem Nebel, der die Sicht immer weiter erschwert. Deshalb geht es an der richtigen Abzweigung erstmal auf dem Wanderweg weiter, bevor sie wieder umdrehen und sich doch in das weglose Gelände wagen. In den nächsten zwei Stunden wird mehrfach am Weg, dem Wetter, der Tour gezweifelt. Die Sicht ist die meiste Zeit so begrenzt, dass selbst ein paar Meter unter dem Einstieg noch einmal überlegt wird, umzukehren. Beim ersten Klebehaken kommt dann aber die Zuversicht zurück und die Kletterei kann endlich starten. Ab da läuft es deutlich besser und Paul und Viki genießen den Fels. Nach den ersten Seillängen klart es dann endlich auf und wir können alle die Sonne und die Aussicht genießen. Kurz vor dem Ausstieg können Viki und Paul überraschenderweise die anderen drei unter sich sehen. Ohne dass wir es wissen, enden die beiden Touren fast an derselben Stelle. Ab da geben Timo und David im Nachstieg noch mehr Gas, um mit der Zweierseilschaft gleichzeitig oben anzukommen. Letztendlich sind die drei dann schon am Ende ihrer Tour, während Viki und Paul noch einige Meter Gratkletterei von ihrem Vorgipfel zu den anderen überwinden müssen. Da Paul heute noch zurück nach München muss und die Busse nicht ewig fahren, entscheiden sich Timo und er nicht lange zu trödeln, sondern zügig über die Ackerlspitze abzusteigen. An der Hütte genießen die beiden die letzten Sonnenstrahlen, bevor Paul weiter in das Tal läuft und ohne weitere Probleme mit Bus und Bahn nach Hause fährt. Niklas, David und Viki schonen ihre Knie und steigen gemütlicher über die westliche Hochgrubachspitze ab. Auf der Hütte wiedervereinigt gibt es noch Nudeln mit Pesto, bevor es ins Bett geht. Insgesamt war es ein erfolgreicher Tag mit einer überwiegend schönen Tour mit anspruchsvollem Einstieg und einer langen Tour, dafür mit kürzerem Einstieg.
Montag, 2. Oktober
An diesem letzten Morgen ist unser Frühstück ausführlicher als an den vergangenen Tagen, da wir nur noch zu viert sind und nicht allzu gerne unser Müsli mit Milchpulver wieder in das Tal tragen würden. Gemeinsam können wir anschließend bis zum Rucksackdepot unterhalb der Wand aufsteigen. Geführt von Viki finden wir auch den Zustieg durch das wegefreie Gelände und erreichen nach eineinhalb Stunden den Wandfuß, wo wir uns vorerst trennen. Während Niklas und Timo nach wenigen Metern und ewigem Suchen ihren Einstieg erreichen, geht es für David und Viki noch weiter. Nachdem auch die beiden meinen, den Einstieg ihrer Route gefunden zu haben, starten sie in die „Südostkante“. Ihnen bietet sich eine schöne Kletterei über Platten und schließlich am Grad entlang mit herausfordernder Routenfindung bis auf die Hochgrubachspitze. Zeitgleich steigen Niklas und Timo nur einige Meter westlich von ihnen in die „Neue Südwand“ ein. Auch hier findet die Seilschaft eine traumhafte Kletterei, bei der sich Risse und schöne Wandkletterei abwechseln. Am Gipfel treffen die beiden auf Viki und David, die bereits erfolgreich aus ihrer Route ausgestiegen sind. Nach einem Eintrag in beide Gipfelbücher treten wir gemeinsam über das Rucksackdepot den Abstieg zur Hütte an. Dort angekommen genießen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages und kochen anschließend. Nach einem gemütlichen Abend geht es ins Bett.
Dienstag, 3. Oktober
Da heute lediglich der Abstieg auf dem Tagesprogramm steht, können wir alle ausschlafen und mit einem gemütlichen Frühstück in den Tag starten. Im Anschluss daran sorgen wir zusammen dafür, dass die Hütte wieder so blitzblank ist, wie wir sie vor vier Tagen vorgefunden haben. Über das schöne Wetter lässt es sich heute genauso wenig wie über die nun deutlich leichteren Rucksäcke beklagen – dafür aber über das Schneckentempo, in dem wir vom Parkplatz in Going nach Raubling unterwegs sind. Der viele Verkehr zerrt dabei besonders an den Nerven unseres Fahrers, der gerade eigentlich in einem Teams-Meeting sein sollte, und nicht hinter dem Steuer. Einmal in Raubling angekommen ist die Anspannung jedoch noch lange nicht vorbei, da der Schlüssel zur Garage auf dem Weg vom Auto in das Haus offenbar verschwunden ist. Ist dieser dann auf einmal wieder aufgetaucht (er ist im Abfall gelandet, zusammen mit dem restlichen Müll aus der Mittelkonsole), kann Timo seine Rucksäcke umpacken, während sich Viki, Niklas und David erst auf die Suche nach einer Ladesäule, und dann nach einem Eis machen. Vollbeladen und -getankt geht es dann für uns erstmal nach München, um Paul seine restlichen Rucksäcke vorbeizubringen. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich jedoch sehr interessant, da es der letzte Abend des Oktoberfestes ist, und sich Pauls Wohnung in etwa drei Straßen von der Wiesn entfernt befindet. Nachdem wir gemeinsam Pizza bei ihm gegessen haben und Niklas sein Besteck an den undenkbarsten Orten seiner Wohnung versteckt hat, steht für Timo, Viki, Niklas und David nur noch die Heimreise auf dem Programm. Der Akkustand bereitet zwischendurch der ein oder anderen Mitfahrerin Sorgen, doch wir rollen gezielt mit dem letzten Tröpfchen Strom in die Einfahrt.
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