Donnerstag: Ab dem dritten Mal ist’s Tradition – unter diesem Motto haben unsere Jugendleiter Paul und Bene auch heuer wieder die – jetzt traditionelle – Fahrt nach Arco organisiert. Nachdem der Zeltplatz diesmal tatsächlich schon zum Reservierungsstart im März gebucht und auch der Sektionsbus ausreichend früh reserviert wurde, steht vier Tagen toller Kletterei und Dolce Vita nichts mehr im Weg. Für Bene beginnt der Donnerstag mit der Übernahme des Busses, der verzweifelten Suche nach Campinggas und einem Einkauf, der die einzige Diska-Kasse für mindestens 20 Minuten lahm legt. Nachdem die Klettersachen, Einkäufe und anderen Teilnehmer*innen im Bus verpackt sind, geht es auf Richtung Süden. Am Irschenberg steigt noch Sophia zu, zeitgleich setzt sich in München ein zweites Auto mit Savan und Paul in Bewegung – erstaunlich pünktlich. Auch schon Tradition: der Regen auf dem Weg nach Arco, der aber rechtzeitig aufhört. So erreichen wir den Campingplatz kurz vor Zehn und können unsere Zelte trocken aufbauen und zum Kochen beginnen. Es dauert höchstens eine halbe Stunde, bis uns der freundliche Security des Platzes das erste Mal einen Besuch abstattet und eine Lektion in italienischen Schimpfwörtern mit uns durchgeht. Leiser und gut gesättigt gehen wir dann etwas später ins Bett.
Freitag: Auch das Ausschlafen am Freitag, um den Wänden Zeit zum Trocknen zu geben, hat schon fast Tradition. So gestalten wir den Freitag Morgen gemütlich und machen uns erst gegen Mittag auf. Bene, Sophia und Dine und Paul und Leo fahren mit dem Bus Richtung Parete Zebrate oberhalb von Dro und klettern dort die Man Ilia und Via Trento. In lohnender Genusskletterei geht es zügig voran und alle können an ihrer Vorstiegsroutine arbeiten. Bene versucht sich in verschiedenen Schuhvarianten und klettert die erste Länge barfuß und in seinen Crocs – erfolgreich. Nach dem Abstieg, der zunächst über ein loses Schuttfeld führt, geht es zurück zum Bus, der im Gegensatz zu einem anderen Auto am Parkplatz zum Glück nicht aufgebrochen ist.
Savan und Joris steigen derweil in die Route Caldo Inverno ein, die fußläufig vom Zeltplatz zu erreichen ist. Der Einstieg bietet gleich die ersten anspruchsvollen Kletterstellen sowie ein paar speckige Griffe und Tritte, die über die gesamte Tour immer wieder auftauchen. Die letzte Seillänge wird nochmal richtig herausfordernd, doch Savan steigt den plattigen und etwas speckigen Quergang souverän vor. Beim Abstieg wählen die beiden den falschen Weg und statt eines normalen Wanderweges folgt nochmal ein kleines Abenteuer mit viel Gestrüpp und einer Abseilstelle mit mehreren fragwürdigen Schlingen.
Samstag:
Am Samstag geht es für Leo, Niklas, David, Joris und Dine nochmal zu den Sonnenplatten. Beim Zustieg in der Hitze werden kurz die Felswahl und Ausrichtung angezweifelt, aber die Hoffnung auf Wolken nicht aufgegeben. Joris und Dine wollen in die Via Trento und müssen beim Einstieg kurz warten, bis die Seilschaften davor weitergeklettert sind. Durch das Zusammenlegen der ersten zwei Seillängen und die etwas langsameren Vorgänger treffen sie bei den Ständen immer wieder aufeinander, doch Platz ist genug. Ein Blick nach unten zeigt eine mittlerweile etwas längere Schlange bei der beliebten Route nebenan. Nach der Schlüsselstelle über die (Sonnen-)Platten kommt nochmal Genusskletterei und am Ende etwas Schutt zum Ausstieg. Das erklärt auch die regelmäßigen Steinschläge von oben. Oben angekommen warten Joris und Dine im Schuttfeld auf die Seilschaft von David, Leo und Niklas und bewundern währenddessen die Outfitwahl der anderen Kletterer. Von Badeanzug bis Adiletten ist hier alles dabei.
Sophia und Paul starten vom Campingplatz zur Via Calliope. Die ist schnell gefunden, die erste Seillänge ist dann aber etwas komplizierter. Ein kurzer Kamin, dann eine lange Dreckrampe führen zum ersten Stand. Dem fehlen allerdings die Haken und der einzige Hinweis, dass man richtig ist, sind die noch aus der Wand ragenden Schrauben. Der folgende Kamin fordert etwas Mut und viel Vertrauen in die Füße, bevor lohnende Kletterei mit schönem Blick auf den Colodri die Tour abschließt.
Weil Paul und Bene im Vorfeld von der Route Katia Monte geschwärmt haben, entscheiden sich Savan und Bene, in diese einzusteigen. Kurz vor Abmarsch schließen sich auch noch Toni und Timo an und so machen sich die vier in zwei Seilschaften auf den Weg Richtung Colodri. Die Route führt in einer logischen Linie durch den zentralen Teil des Colodri-Massivs – tolle Blicke und luftige Kletterei sind so fest zu erwarten. Nach zwei 7- Stellen, die zum Teil souverän freikletternd, zum Teil mit Hilfe der Haken, überwunden werden, hält die Wand noch einige tolle Kletterstellen und gänzlich selbst abzusichernde Längen für die Kletterer*innen bereit. Auch von kleinen Wegfindungsfallen lassen sich die vier aber nicht in die Irre führen, und so kommen sie am frühen Abend erfolgreich am Gipfel an. Nach einem Abstecher übers Colodri-Kreuz mit tollem Blick über den See und einer Begegnung mit wegelagernden Ziegen steigen die vier in die Stadt ab, wo noch eine verdiente Pizza wartet. Der Rest macht währenddessen einen Abstecher zum Lago und kühlt sich dort ab.
Sonntag: Für Toni, Sophia, Leo und Dine geht es am Sonntag zur Ferrata-Runde Cima Rocca, die aus vier Klettersteigen besteht. Die geplante Abfahrtszeit um 11 Uhr verschiebt sich (nicht wirklich) überraschend etwas nach hinten, sodass der Anstieg in Biacesa erst um 12:30 Uhr startet. Nach ca. 1 1/2 Stunden und wiederholten „Jetzt müsste gleich der Einstieg kommen!“ kommt der Einstieg dann tatsächlich. Der erste Gipfel Cima Capi (Via ferrata F. Sussati) ist recht schnell erreicht und durch den Ausblick auf den Gardasee sehr lohnenswert. Danach folgt ein kurzer Abstieg und der zweite Klettersteig (Via ferrata M. Foletti) zur Biwakhütte Arcione. Nach kurzer Lagebesprechung und Deponieren der Rucksäcke beginnt der dritte Klettersteig (Sent. dei Camminamenti) hoch zum Cima Rocca, der besonders interessant aufgrund der Schützengräben und Kavernensysteme aus dem Ersten Weltkrieg ist, die auf dem Weg nach oben durchquert werden. Mit Stirnlampen wird den Wegmarkierungen in den Tunneln gefolgt. Zeit, die anderen Abzweigungen im Tunnel auszukundschaften, bleibt leider keine, da die Pizzareservierung am Abend immer näher rückt und noch ein zweistündiger Abstieg bevorsteht. Oben angekommen wird ein letzter kurzer Blick auf den Gardasee geworfen und der Abstieg beginnt. Statt den vierten Klettersteig nehmen die Mädels den etwas schnelleren Normalweg zurück nach Biacesa. Zum Pizzaessen kommen die 4 trotzdem nicht ganz pünktlich, satt werden trotzdem alle. Man munkelt, dass an der Verspätung nur der Wein schuld ist, der bei der Rückfahrt noch eingekauft werden musste…
Während die vier Mädels früh aufbrechen, verschieben Timo, David und Paul ihren Start – ausnahmsweise gewollt – nach hinten. Auch Bene, Niklas und Joris lassen sich noch etwas Zeit, bevor es in die erste Seillänge der Via Elda geht. Nach einer kurzweiligen Kletterei warten schon der Ausstieg und ein Gipfelbuch auf die Drei. Eine frühere Seilschaft hat dort vermerkt, dass sie Schlangen in der Route gesichtet hatten. Die gab es bei uns glücklicherweise nicht, dafür eine sehr schöne Route, die man gerne nochmal klettert.
Nach einem gemütlichen Vormittag geht es dann für Paul, Timo und David in die mittlerweile im Schatten liegende Mescalito. Dort wird die anfängliche Motivation etwas gedämpft, als die erste Seillänge größere Probleme bereitet als erwartet. Einen schnellen Vorsteigerwechsel später stehen sie trotzdem am ersten Stand. Auch die zweite Seillänge gibt sich nicht kampflos geschlagen. Mit Blick auf die erste Kruxlänge (wunderschöne Plattenkletterei) gibt sich Timo geschlagen und genießt den Kampf vom Boden. Paul kann David noch überzeugen, etwas weiter zu klettern, aber nach einem aufregenden Quergang im Nachstieg ist dann am vierten Stand Schluss und die beiden Seilen ab. So bleibt noch genug Zeit am Campingplatz in den Fluss zu springen, bevor es pünktlich in die Pizzeria geht.
Nach dem gemeinsamen Abschlussessen in einer Pizzeria in der Stadt sorgt der restliche Wein abends noch für einige Lacher, allerdings eher auf unserem Zeltplatz und weniger auf dem der Nachbarn. Nachdem der freundliche Security noch vor den letzten Bergfreunden eingeschlafen ist, können auch diese nach kurzen Sparring-Übungen beruhigt schlafen gehen.
Montag: An unserem letzten Tag stehen wir zeitig auf, da wir vor Mittag den Zeltplatz verlassen müssen. Wer nicht wie eigentlich schon jeden Tag durch die lauten Tauben oder die Sonne früher wach war, wird zu den Klängen von “Guten Morgen, Sonnenschein” und Ähnlichem geweckt. Wie auch im letzten Jahr stehen heute Spiegeleier mit Speck und Semmeln auf dem Frühstücksplan – mit Erschrecken müssen wir jedoch feststellen, dass auf dem gesamten Zeltplatz keine Semmeln mehr aufzutreiben sind und so muss das restliche Brot als Beilage herhalten.
Nachdem wir alles abgebaut und die Autos bepackt haben, fahren wir noch ein paar hundert Meter vom Zeltplatz flussaufwärts zum Einstieg unserer letzten Routen. Paul und Timo steigen schon etwas früher aus und nehmen sich mit der Via Elios eine Route mit schönen Risskletterstellen vor.
Leo, Dine und David steigen in die Dulcis in Fondo ein. Nach etwas Suchen und Ausschlussverfahren ist der Einstieg der Route gefunden. „Routenname angeschrieben“ laut Topo bestätigt sich nicht. Genauso vergeblich suchen die 3 den 1. Stand und bauen kurzerhand einen Baumstand. Die zweite Seillänge – beschrieben als eine schöne überhängende Platte – stellt sich eher weniger als überhängende Platte dar, ist aber trotzdem sehr schön. Nach dem 2. Baumstand geht es auch schon in die letzte Seillänge – die 4. Seillänge bzw. der 3. Stand wird auch nicht gefunden. Nach etwas Kraxeln im botanischen Bereich kommt nochmal ein kurzes Stück schöne Kletterei und dann auch schon der Ausstieg. Ob das Pareto-Prinzip (20% mehr Abenteuer bringen 80% mehr Spaß) hier bestätigt wird, möchten wir nicht näher beantworten.
Nur ein paar Routen weiter beginnen Bene, Sophia und Joris die Via Nereidi, die tatsächlich angeschrieben ist. Nach den ersten beiden Seillängen kommt am Ende der dritten die Crux, die ein etwa vier Meter langer Hangelquergang darstellt. Der gestaltet sich als äußerst speckig und die Füße stehen den größten Teil nur auf Reibung. Die Stelle wird jedoch von allen dreien gemeistert, und nach der vierten Seillänge wartet bereits der Gipfel.
Die anderen Seilschaften sind auch schon fertig und so treffen wir uns alle bei den Autos für die Abschlussbesprechung sowie eine letzte Abkühlung – die künstliche Stufe im Fluss stellt sich dabei als hervorragende Massagevorrichtung heraus. Ohne richtiges Mittagessen und dementsprechend hungrig, machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Stadt, um Pizza und Eis zu kaufen. Die bestellte Menge von sechs Pizzen stellt sich als deutlich zu wenig für elf hungrige Kletterer heraus, zum Glück sind noch einige Snacks für die Heimfahrt übrig geblieben. In Arco trennen sich unsere Wege (zumindest vorerst) und in drei Autos geht es Richtung Bayern. An der Mautstelle vom Brennerpass entdecken die Mitfahrer im Sektionsbus direkt vor ihnen ein Auto mit bekannten Insassen – Niklas und Timo. Ein Beweisfoto wird in die WhatsApp-Gruppe geschickt, nur Sekunden später stellt sich heraus, dass auch der Sektionsbus entdeckt wurde: Savan, Paul und David kommen direkt dahinter angefahren. Nach dem unerwarteten Zusammentreffen trennen sich bei Innsbruck und München dann endgültig unsere Wege, um Mitternacht kommt der Sektionsbus in Amberg an. Bis zum nächsten Jahr!
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