Tourenbericht: Schneeschuhwandern im Toten Gebirge

Freitag, 28. April bis Montag, 1. Mai 2023
JDAV Aktion Bergfreunde

Aufstieg auf die Liezener Hütte
Am Freitag um 14.30 Uhr treffen wir uns an der Kletterhalle, um gemeinsam das Material für die nächsten Tage zu packen. Um ca. 15 Uhr ist das Auto voll und wir brechen auf zu Paul, um ihm und Anja das restliche Material sowie Essen für das zweite Auto mitzugeben. Der nächste Stopp ist bei Vikis Wohnung, um noch Feuerzeug und Streichhölzer zu holen. Endlich alles eingepackt geht es los Richtung Österreich. Auf der Autobahn fahren wir an einem Palettenlager vorbei. Von der Rückbank kommt von Dine ein fasziniertes: „Schaut mal die vielen schönen Paletten an!“. Schön langsam bekommen wir Hunger, so versuchen wir das Brot und ein Messer, das leider in den untersten Rucksäcken im Kofferraum verstaut ist, herauszukramen. Endlich geschafft sind Sophia und Dine auf der Rückbank für das Schneiden und Schmieren verantwortlich. Kurz vor unserem nächsten Stopp, um den Schlüssel für die Hütte einzusammeln, passieren wir Klaus, eine kleine Stadt in der Steiermark mit einem außergewöhnlichen Namen. Den Schlüssel abgeholt, passieren wir die Gebirgsstraße bis zum Parkplatz Schönmoos. Dort angekommen ziehen wir unsere Regenjacken und Stirnlampen an. Um 21 Uhr starten wir den Aufstieg zur Hütte. Nach ein paar Minuten erreichen wir auch schon die ersten Schneefelder und ziehen unsere Schneeschuhe an. Weiter geht es über Bäche und steil bergauf durch das Hochtor. Die Nachzügler im zweiten Auto erreichen um ca. 22.30 Uhr den Parkplatz und entscheiden sich trotz der späten Uhrzeit aufzusteigen. Die erste Gruppe lässt endlich das Hochtor hinter sich und spurt weiter den Weg zur Hütte. Durch den Regen, aufkommenden dichten Nebel und Brüche in der Schneedecke erschwert sich die Wegfindung. Nach langem Suchen erreichen wir endlich um 1 Uhr nachts die Liezener Hütte. Halb erfroren ist unsere erste Amtshandlung den Ofen anzuschüren, um uns aufzuwärmen und die Kleidung zu trocknen. Zur Erleichterung aller kommt um 1.30 Uhr auch endlich die zweite Gruppe an der Hütte an. Einigermaßen wieder aufgewärmt, fallen wir um 4 Uhr endlich in unser wohl verdientes Bett.

Entspannter Gipfelanstieg und Theorieeinheit
Nach unserem späten Aufstieg gestern schlafen wir am Samstag erstmal gemütlich aus. Während sich die letzten von uns aus dem Bett kämpfen, sind Anja, Viki und Dine schon auf der Suche nach Wasser. Nach ein bisschen Gegrabe im Schnee, finden sie dann aber den Schlauch, aus dem wir die nächsten Tage unsere Wasser holen werden. Beim Frühstück; Porridge mit Äpfel, Nüssen und Schokolade; planen wir eine kleine Tour und schauen besorgt aufs Wetter. Trotz der wechselhaften Bedingungen machen wir uns auf den Weg auf den Reidling. Noch an der Hütte machen wir einen großen Pieps-Check und sind nach einer dreiviertel Stunde schon auf dem Gipfel. Oben angekommen drehen wir aber auch schnell wieder um, da es weiter zuzieht und so schaffen wir es noch im Trockenen zur Hütte zurück. Dort angekommen, nutzen wir die letzten Minuten vor dem Regen noch aus, um verschiedene Gegenstände zu sondieren. Los geht’s mit einem Rucksack und am Ende muss noch Vikis Schuh herhalten. Als es anfängt zu regnen, verziehen wir uns dann doch in die Wärme der Hütte und packen unsere Brotzeit aus. Beim Essen bekommen wir noch Gesellschaft von zwei Österreichern, die heute schon einen deutlich weiteren Weg zur Hütte zurückgelegt haben. Frisch gestärkt und bei Sonnenschein geht es dann später nochmal in den Schnee und Paul und Viki bereiten eine größere Pieps-Suche vor. Da Viki schon heute Mittag Knie-Probleme bemerkt hat, hält sie sich bei der Übung etwas zurück. Der Rest startet in zweier-Teams und findet schnell die versteckten Pieps im Gelände. Nach zwei Durchläufen verstecken die Mädels noch Pieps für Paul und schicken ihn ohne weitere Infos über die Anzahl los. Während der ersten Feinsuche ergeben sich dann gewissen Probleme, die erst beseitigt werden als er merkt, dass Sophia mit noch sendendem Pieps hinter ihm steht. Nach der Verwirrung wird auch der dritte Pieps gerade noch in den 15 Minuten gefunden und alle „Benes“ wurden gerettet. Viki ist mittlerweile schon wieder in der Hütte und bereitet das Abendessen vor. Als sie dann zum Essen ruft, dauert es nicht lange, bis wir alle am Tisch sitzen und Nudeln mit Pesto essen. Bevor wir dann deutlich früher als am Tag davor ins Bett gehen, spülen wir noch ab und spielen ein paar Runden Uno Flip.

Ausgedienter Tourentag
Anders als am Samstag stehen wir sonntags pünktlich um 8 Uhr auf und durchlaufen unseren Morgen samt Frühstück, Brotzeit packen und Anziehen. Mit vernachlässigbarer Verspätung machen sich 5 von uns kurz nach 10 Uhr auf den Weg in Richtung Kleinmölbing, einen schneebedeckten Gipfel, den wir schon von der gestrigen Tour aus hatten bestaunen können. Viki entscheidet sich aufgrund ihrer Knieschmerzen heute auszusetzen, dafür kann Kathi ihre Stöcke ohne Schneeteller und Anja die alten Schneeschuhe von der JDAV gegen Vikis Ausrüstung eintauschen. Nach dem ersten kurzen, aber anstrengenden Anstieg und einem darauffolgenden flachen Abschnitt stehen wir am Fuß des Kleinmölbing. Das Wetter wechselt immer wieder zwischen klaren und vollkommen nebeligen Episoden, sodass wir uns die Frage stellen, ob wir die Tour fortsetzen wollen. Wir entscheiden uns einstimmig für den Aufstieg und machen uns im Gänsemarsch, immer unter wechselnder Führung und genügend Sicherheitsabstand untereinander, auf in Richtung Gipfel. Bei über 30° Steigung ist etwas mehr Technik beim Gehen gefragt, doch als wir bei knapp 40° und vollkommenem Nebel kurz vor dem Gipfel anhalten, setzt die Unsicherheit ein und wir entscheiden uns für den Abstieg. Da wir sehr gut in der Zeit liegen, motiviert sind und auf einmal der Himmel aufreißt, fassen wir einen zweiten Gipfel auf der anderen Talseite ins Auge. Nach einer kurzen Mittagspause auf der Hochmölbinghütte, bei der wir schmerzlich herausfinden, dass zur Stärkung 2 Scheiben Brot pro Person definitiv nicht ausreichen, steigen wir Richtung Wörschacher Reidling auf. Dank der bereits vorhandenen Spur schaffen wir den Aufstieg zügig in unter einer Stunde und können die Aussicht genießen. Auch unsere Spuren auf dem Kleinmölbing vom Vormittag sind von hier zu sehen. Bei bestem Sonnenschein spielen wir das Lied Sommer, Sonne, Kaktus und vertilgen unsere Gipfelschoki. Da es langsam auf 17 Uhr zugeht und wir Viki nicht länger warten lassen wollen, rappeln wir uns auf zum Abstieg und der anschließenden Wanderung durch das Tal von der Hochmölbing zur Liezener Hütte. Letztere stellte sich viel anstrengender heraus als erwartet, da sowohl Paul als auch Dine ein ordentliches Tempo beim Spuren vorgeben. Völlig erledigt, aber glücklich über das Erreichte, kommen wir an und erfreuen uns an den letzten Sonnenstrahlen auf der Bank vor der Hütte. Manche stecken die Füße in den Schnee oder baden komplett darin. Nach dem lang ersehnten Abendessen bestaunen wir noch die Muster, die die Sonne trotz 3-mal eincremen auf unsere Haut gebrannt hat. Vom Waschbären-Look über den Halbmond auf der Wange und dem komplett roten Hals ist alles dabei. Zum Glück liegt genug Schnee zum Kühlen vor der Hütte.

Abstieg und Heimreise
Am Montag um 7 Uhr klingelt der Wecker, dann schnell frühstücken, abspülen, die
Rucksäcke packen und durchkehren. Perfekt in der Zeit liegend geht es dann
auch schon wieder los zum Abstieg. „Wie sind wir da hochgekommen?“, fragen wir uns beim steilen Hochtor. Vorsichtig steigen wir die vom Aufstieg noch sichtbaren Spuren wieder hinab. Im Hellen und ohne Regen wirkt der Weg ganz anders als noch Freitagnacht. Nachdem wir bereits um 11:30 Uhr zurück am Parkplatz sind, holen wir uns Pommes beim Burger King in Liezen. Völlig begeistert erfreuen wir uns am fließenden Wasser auf der Toilette. Im sonnigen Österreich beschließen wir zurück in Amberg noch ein Eis zu holen, das wir dann im Regen bei der Amberger Kletterhalle verspeisen. Nachdem wir das Material zurückgebracht und geordnet haben trennen sich unsere Wege und wir fahren voller Vorfreude auf eine Dusche nach Hause.

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