Tourenbericht: Hochtour in den Berner Alpen & Alpinklettern im Oberreintal

12. – 28. August 2022,
JDAV Aktion Bergfreunde

Abfahrtstag
Freitag, 12. August

Für zwei Wochen Bergsteigen und Klettern zu packen ist gar nicht so einfach – das stellen vor allem die fest, die erst wenige Stunden vor der geplanten Abfahrt um 13 Uhr damit anfangen. Als dann endlich alle Rucksäcke und Ikeatüten verstaut sind stellen wir fest: mehr Gepäck oder kleinere Autos hätten es nicht sein dürfen. Voll beladen geht es dann also Richtung Süd-Westen – das erste Ziel ist der Vignettenkauf vor der Schweizer Grenze. Auf der Autobahn verlieren wir uns kurz, die meiste Zeit fahren wie aber im Konvoi in Richtung Berge. Mit den letzten Sonnenstrahlen, die den Pass in mystisches Licht tauchen, erreichen wir unser Ziel: Den Parkplatz am Furkapass. Hier, auf 2429 Metern wollen wir uns die nächsten beiden Tage akklimatisieren, bevor es noch höher hinaus geht. Am Parkplatz wartet auch Besuch auf uns: Die Brüder Rauh, Freunde aus der JDAV-Sektion Schwabach sind zufällig auch gerade in der Gegend unterwegs. Während die Schwabacher uns schon ein wenig voraus sind und ihre Nudel mit Pesto essen, ständig diskutierend ob das Pesto/Nudel Verhältnis wirklich ausreichend sei, fangen wir erst mit dem Kochen an. Gestärkt machen wir uns dann auf den Weg ins Bett: Während es Viki und Sophia einfacher haben und nur das Auto umräumen müssen, müssen sich die Jungs erst einen Biwakplatz suchen. Auf einer Anhöhe über dem Parkplatz finden wir eine windgeschützte, halbwegs ebene Fläche und bauen dort unser Nachtlager auf.

Alpinklettern am Sustenpass
Samstag, 13. August

Ein wenig verfroren und mit teils schmerzendem Rücken wachen wir am Samstag knapp 2000 Meter höher als am Tag zuvor auf. Die aufgehende Sonne strahlt das Berner Oberland hinter uns rot an und kündigt einen sonnigen Tag an, die idyllische Ruhe wird erst durchbrochen als Viki versehentlich zweimal hupt und damit dafür Sorge trägt, dass auch der Rest der Schlafenden den schönen Morgen erleben darf. Nach einem Frühstück am Parkplatz und der Erkenntnis mancher, kein Milchpulver zu mögen packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf, um das Klein Furkahorn zu erklimmen. Niklas, Sophia, Quirin, Paul und David steigen in einer Dreier- und einer Zweierseilschaft in den Kreuzbandweg ein, während Viki und Bene spontan und ohne Topo die Route „Glacier Express“ klettern. So kommen auch die Mehrseillängen-Rookies unserer Gruppe zu ersten Vorstiegs- und Standplatzbauerfahrungen und außer einem kurzen „Tuuuube“-Ruf und dem verwunderten Blick der Kletternden auf Vikis in die Tiefe stürzenden Tuber kommen alle zügig voran. Nach jeweils um die zehn Seillängen Plattenkletterei im 4. bis 5. Grad erreichen alle Seilschaften den Ausstieg, von wo wir nach einer kurzen Pause zurück zum Parkplatz absteigen, den wir gegen 17 Uhr erreichen. Dort müssen wir unser Material für die Hochtour packen und sortieren, während wir immer wieder einen Blick in den Wetterbericht für die nächsten Tage werfen und parallel anfangen zu kochen. Reis mit vegetarischem Linseneintopf soll es heute geben. Früher als gestern kriechen wir heute in unsere Schlafsäcke – die Jungs aber erst, nachdem der Biwakplatz optimiert wurde. Mit einer Mauer als Windschutz ist diese Nacht gleich deutlich wärmer und erholsamer.

Aufstieg zur Konkordiahütte
Sonntag, 14. August

Auf erholsamen Schlaf hätten wir auch nicht verzichten wollen – für den Sonntag steht einiges auf dem Programm. Schon um 5 Uhr verlassen wir unsere gemütlichen Lager. Autos abfahrbereit machen, ohne Frühstück ins Auto, knapp eine Stunde Fahrt nach Fiesch zur Talstation der Bahn, die uns 1000 Höhenmeter Aufstieg ersparen soll. Endlich, hier am Parkplatz gibt es ein schnelles Frühstück. Wir sind gut in der Zeit und steigen nach einer letzten Pinkelpause in die Gondel. Oben angekommen haben wir noch Zeit zum Wachwerden – die ersten beiden Stunden verbringen wir wandernd. Als wir dann einen langen Tunnel verlassen, sehen wir ihn das erste Mal in diesem Jahr: Den Aletschgletscher. Riesig, aber schon von hier deutlich schmutzig und völlig aper. Als wir den Gletscher erreichen, legen wir die Steigeisen an, was wieder eine Premiere für Sophia und David ist. Auf dem Eis werden die Dimensionen des Gletschers nochmal deutlicher – wir sind umgeben von einer riesigen Eismasse. Wir machen uns auf, Spalte für Spalte in Richtung Konkordiahütte. Manche der Spalten können wir mit einem gewagten Sprung überwinden, andere sind so breit, dass wir im Zickzack um sie herumgehen müssen. Gerade die letzten Meter auf dem Eis verlangen uns nochmal einiges an Wegfindungskünsten ab, doch dann stehen wir wieder auf Gestein. Schon vom Gletscher aus haben wir Markierungen auf den Felsen entdeckt, die uns zumindest grob den Weg über den Steig zur Hütte weisen sollen. Über ein loses Geröllfeld geht es zu ersten drahtseilversicherten steileren Stücken – diese fordern einige von uns mehr, weshalb sich die Gruppe aufteilt. Knapp eine Stunde später haben wir es dann aber geschafft und stehen auf der Terrasse der Hütte. Trotz des bewölkten Wetters ist der weite Blick über die Eismassen von hier oben beeindruckend. Drei Erkenntnisse prägen dann den Abend: Erstens sind wegen des warmen Sommers schon alle Schneefelder geschmolzen, weswegen es kein Wasser auf der Hütte gibt (Kostenpunkt einer großen Flasche: 12 Franken). Zweitens müssen wir uns keine Gedanken machen, nicht satt zu werden. Scheinbar schauen wir so hungrig aus, dass für uns gleich beim ersten Abendessen nachgekocht wird – ein Ruf, der uns den Rest der Tour vorauseilen wird. Drittens – es muss noch ein grober, an das Wetter und die Gruppenverhältnisse, angepasster Plan für die nächsten Tage her. Als dieser von Niklas, Paul und Bene ausgefeilt und mit dem Rest besprochen worden ist, gehen wir wieder früh ins Bett, denn der lange Aufstieg steckt uns in den Knochen.

Erster Versuch Grünegghorn
Montag, 15. August

Nach einer warmen Nacht im Lager und einem Frühstück – natürlich mit Nachschlag – stehen wir um 8:30 Uhr in unseren Bergstiefeln und machen uns auf in Richtung Grünegghorn. Das Wetter beginnt besser, als es gestern geendet hat und so können wir wieder erleben, wie die aufgehende Morgensonne die Berge um uns herum in sämtlichen Rot- und Orangetönen anstrahlt. Wir sind lange ohne Steigeisen unterwegs, da der Gletscher hier sehr steinig ist. Nach den ersten Kilometern stellen wir fest, dass wir mit unserem Tempo den Gipfel nicht erreichen können. So entscheiden wir uns bei der Mittagspause, noch ein bisschen weiterzugehen, dann aber umzukehren. Um Steilstellen im Eis zu überwinden, baut Niklas zwei Fixseile auf. Wir nutzen die Zeit, die wir noch haben, um einige Seil- und Steigeisentechniken aufzufrischen und machen uns dann wieder auf den Rückweg. Den allergrößten Teil der Strecke haben wir schon hinter uns, aber ein Hindernis trennt uns noch von der Hütte: die Treppe, neben dem Steig der einzige andere Weg hinauf. Früher reichte der Gletscher deutlich weiter zur Konkordiahütte hinauf, aber der Klimawandel und der dramatische Rückgang des Gletschers macht eine Treppe notwendig. Um halb vier hat es sich ausgeschnauft und alle sind wieder gut zurück. Die Zeit bis zum Abendessen vertreiben wir uns mit vielen Runden Uno und Schnauz, beim Essen dann ist auch alles wie beim Alten: Beim Hauptgang bekommen wir eine große zweite Portion.

Ernster Versuch Grünegghorn
Dienstag, 16. August

Um 4 Uhr stehen wir auf. Heutiges Ziel: Grünegghorn. Klar ist, dass wenn wir es schaffen wollen, sich das Tempo im Vergleich zum Vortag drastisch erhöhen muss. Nach einem kräftigen Frühstück ziehen wir um 5 Uhr mit Stirnlampen los. Die ersten Stücke, die Treppe runter und das Geröllfeld unten, gelingen uns trotz Dunkelheit in einem zügigen Tempo. Schnell Steigeisen anziehen, Schluck trinken und weiter. Niklas und Quirin gehen hier schon mal ein Stückchen voraus, um das erste Fixseil aufzuspannen, während sich der Rest noch über die Steine kämpft. Oben angekommen stellen wir fest, dass wir noch super in der Zeit sind. Vorausschauend realisieren wir aber, dass sich das Anseilen von hier aus sich nicht mehr vermeiden lässt. Deshalb wird das nächste Stück teilweise angeseilt bis zum Couloir gemeistert. Auf diesem Stückchen kommt schließlich auch die Sonne heraus, weshalb wir noch eine kurze Pause zum Eincremen machen. Am Couloir angekommen steht uns ein steiles Schneefeld gefolgt von einer kurzen Felsenkletterei in losem Gelände entgegen. Niklas geht dies heldenhaft ohne relevante Sicherung voraus, um den Rest unserer Truppe dann nachzusichern. Noch oben über die Schneeflanke geklettert steht uns auf der anderen Seite eine steile Eisflanke gegenüber, wo wir uns wegen tragischen Folgen eines auch nur kleinen Fehlers dazu entschieden, ein weiteres Fixseil zu spannen. Beim Hochlaufen verliert Niklas hier sein Stecken, der zum Glück noch zum Halt kommt, um dann von Bene gerettet zu werden. Die restliche Flanke ist recht locker seil frei zu laufen, bis knapp unter dem Vorgipfel, wo uns ein Geröllhaufen entgegensteht, bei dem wir uns dazu entscheiden, in zwei Dreierseilschaften hochzusichern. Oben angekommen stellen wir fest, dass die Zeit so weit fortgeschritten ist, dass die Überquerung des Grats bis zum Gipfel das Verpassen des Abendessens bedeutet. Deshalb entscheiden wir uns hier dazu, nach 8 Stunden Aufstieg, diesen Vorgipfel zum „klein Grüneckhorn“ zu deklarieren und die Gipfelschokolade auszupacken. Die Steine runtersichern, Grad abgehen und das Couloir mithilfe eines Paternosters abseilen, der Abstieg geht zum Glück recht flott. Hier kommt es aber zu einer kurzen Verzögerung, als sich Niklas dazu entscheidet, die Eisschrauben von der Abseilstelle doch mitzunehmen, nachdem er sie erst oben vergaß. Das nächste teils mit Schnee bedeckte Stückchen gehen wir wieder in Seilschaft ab bis zur letzten Fixseilstelle, an der wir uns mit dem Prusik runtersichern und manche einen Alternativweg durch das nebenanliegende Schuttfeld nehmen. Der Rest der Strecke ist inzwischen schon gut bekannt und wird deshalb auch schnell begangen. Als wir die Steigeisen abnehmen entscheiden sich Bene und Quirin dazu, schon mal zur Hütte vorzulaufen, um dem Rest danach Rucksäcke abnehmen zu können. Auch Viki, die heute leider aufgrund großer Blasen an den Füßen auf der Hütte bleiben musste, kommt nochmal mit und nimmt Niklas seinen Rucksack ab, da das noch nicht genug ist, wird ein Zweiter auch noch mitgenommen. Um 19 Uhr kommen wir also endlich an der Hütte an und bekommen auch glücklicherweise, nachdem wir uns kurz umgezogen haben, zwar verspätet, aber nicht als letzte Gruppe das Abendessen. Da das Wetter für die nächsten Tage nicht sonderlich gut aussieht und unser Tempo hier zugegebenermaßen nicht ausreichend für die Touren ist, sind wir uns einig, dass ein Weitergehen zur Finsteraarhornhütte wenig Sinn macht. Mit dem Wissen entscheiden wir uns also dazu, am nächsten Tag abzusteigen, und ein Alternativziel anzustreben. Zuletzt müssen wir noch mit der Hütte abrechnen, bevor wir um 22 Uhr ins Bett gehen.

Hüttenwechsel
Mittwoch, 17. August

Aufstehen, Frühstück: 6 Uhr, Abmarsch um 7:30 Uhr. Heutiger Plan ist aktuell noch etwas unklar, was aber schon feststeht ist, dass wir absteigen, und sobald unsere Handys Empfang haben, nach einer alternativen Option suchen. Plan dafür ist erstmal bei der Tierberglihütte, die in der Nähe des Sustenpass liegt, nachzufragen, ob sie noch Platz haben. Das Gletscherstück heute ist relativ lange, aber zumindest bis kurz vor Ende sehr eben und kann ohne Schwierigkeiten absolviert werden. Durch den Gletscherbruch, bevor man den Gletscher verlässt nehmen wir eine Route mit etwas mehr Höhenmetern aber dafür interessanterem Gelände, welches uns nochmal ein wenig fordert. Mit den Steigeisen ausgezogen kommen wir allerdings wieder sehr locker voran. Auf der anderen Seite des Tunnels haben wir schließlich auch wieder Empfang, mithilfe dessen wir uns von der Tierberglihütte die Bestätigung holen können, dass für uns Platz ist. Damit steht dann auch schon unser Plan für die nächste Woche fest. Der Rest der Strecke ist eine geschotterte Straße, gefolgt von der Gondel zum Parkplatz, an dem wir kurz vor 16 Uhr ankommen. Da es hier schon klar ist, dass wir nicht vor dem Abendessen auf der Tierberglihütte ankommen gehen wir unterwegs nochmal einkaufen, und kommen dann nach einer kürzeren Autofahrt um 19 Uhr am Sustenpass an. Nach einem kurzen Abendessen in den Autos beginnen wir um 19:30 Uhr mit dem Aufstieg, der im Topo mit 2 Stunden angegeben ist. Abgesehen von Viki und Paul, die sich mit Stirnlampen im Dunkeln eine Viertelstunde länger durch die nasse Kletterei kämpfen, schaffen wir diesen Weg in unter der angegebenen Zeit. Erschöpft gingen wir also nun nach einem der längeren Tage unserer Tour ins Bett.

Erster Gipfel der Tour
Donnerstag, 18. August

Um kurz nach 7 Uhr am Frühstückstisch begrüßt uns ein Liter Kaffee. Für Bene, einen unserer beiden Kaffeetrinker, gar kein Problem. Da das Wetter heute besser ist als vorausgesagt und die Motivation nach dem langen Tag gestern zumindest für eine kleine Tour reicht, zieht es fast alle auf den Steingletscher vor der Haustür. Nur Viki setzt heute aus, um ihre entzündeten Füße zu schonen. Für den Rest von uns geht es auf den vorderen Tierberg, den niedrigsten der 3 Tierberg-Gipfel. Angeseilt gehen wir über den schneebedeckten Gletscher hinauf auf unseren ersten Gipfel. Oben angekommen genießen wir die Aussicht, das gute Wetter und die Gipfelschoki. Mit dem Wetter im Blick steigen wir zügig ab und schaffen es gerade noch trocken zurück in die Hütte, bevor das Wetter umschlägt. Nach diesem aktiven Vormittag genießen wir den restlichen Tag auf der Hütte. Ein Teil von uns verwandelt kurzfristig das 1000-Teile-Puzzle, das die Sektion Heidelberg vor uns anfing in Gemeinschaftseigentum und puzzelt begeistert weiter, während Bene seinen tiefsitzenden Hass fürs Puzzeln äußert, nur um danach gegen Niklas in wenigen Zügen in 4-Gewinnt zu verlieren. Parallel startet eine Runde Uno Flip Extrem, der wir uns alle schnell anschließen. Aus der einen Runde werden viele und langsam rückt das Abendessen näher. Aber nicht schnell genug. Bene und Paul drehen vorher vor Hunger noch komplett durch und kommen aus dem Lachen nicht mehr raus. „Welche Karte liegt unten?“ „Hm vielleicht die Schell Zehn?“. Es war immer die Schell Zehn. In dem Moment als es mit der Suppe losgeht, ist allen klar, warum Niklas so sehr vom Koch der Tierberglihütte geschwärmt hat. Wie auf der letzten Hütte auch geht es hier wieder nach der ersten Portion zum Nachschlag holen. Die Uno-Runden machen einfach hungrig. Nach dem Nachtisch, von dem wir leider keine zweite Portion bekommen, sitzen wir noch länger gemütlich beisammen und diskutieren über den Verein, die Jugend und mögliche Neuerung, bevor es spät ins Bett geht.

Hütten-Tag
Freitag, 19. August

Als in der Früh der Wecker klingelt steht erstmal nur Niklas auf und schaut sich das Wetter an. Es dauert nicht lange bis er wieder ins Zimmer kommt und dem Rest verkündet: „Wetter ist Mist. Hab’s Frühstück auf 8 verschoben.“ Als Antwort kam nur ein dankbares Grummeln aus allen Betten, bevor wir nochmal zwei Stunden schlafen. Zum Frühstück geht es dann etwas ausgeschlafener. Viel steht für heute nicht an, da das Wetter alle Aktivitäten draußen zunichtemacht. Da wir einen Hütten-Tag vor uns haben, puzzeln wir das Puzzle nochmal (dieses Mal ohne fremde Starthilfe), spielen mehr Uno und andere weniger spaßige Spiele, machen Mittagsschlaf und essen ausgiebig zu Mittag. Weniger wegen übermäßigem Hunger, sondern mehr, um die Zeit zu vertreiben. Um heute noch etwas Produktives zu schaffen, planen wir die nächsten Tage genauer und schreiben eine erste Essensliste für die Oberreintalhütte.

White-Out auf dem Sustenhorn
Samstag, 20. August

Ausschlafen war heute keine Option mehr. Der Wetterbericht macht uns Hoffnung, dass der Tag schön wird, also wird um 5 Uhr aus den Betten gesprungen und eine Stunde später die Hütte verlassen. Auf dem Gletscher in zwei Dreierseilschaften anseilen und los geht’s! Viki setzt auch heute aufgrund ihrer entzündeten Füße wieder aus. Das Ziel ist das Sustenhorn, ein recht einfacher Gipfel auf 3502 Metern. Es geht zügig voran, die erste Spaltenzone ist eine schöne Abwechslung, aber keine große Herausforderung. So langsam zieht das Wetter aber zu und die Sicht wird schlechter. Es dauert nicht mehr lange bevor wir vor großen Spalten stehen, und Mühe haben, die zweite Seilschaft zu sehen. Die ersten Minuten im White Out machen noch Spaß. Es ist für die meisten eine neue Erfahrung, doch schnell wird klar, dass die fehlende Sicht die Orientierung nicht vereinfacht. Und so viel Spaß macht das nasskalte Wetter dann auch nicht. Auf 3100 Metern geben wir uns dem Wetter geschlagen und drehen um. Zurück auf der Hütte heißt es plötzlich „Heli!“ und wir rennen alle ganz aufgeregt nach draußen, um die Belieferung der Hütte anzuschauen und beim Reintragen kräftig mitzuhelfen. Für den Nachmittag war noch einmal besseres Wetter vorhergesagt, was wir für eine Spaltenbergung nutzen. Noch während wir alles aufbauen, zeigt sich das angesagte gute Wetter: Nebel, eisiger Regen und Wind. Was ein Spaß. Trotzt der weniger als idealen Bedingungen üben wir in drei Durchgängen die lose Rolle bevor wir durchnässt und kalt in die Hütte zurückkehren. Ein Hoch auf den Wetterbericht! Beim verdienten Abendessen kommt wortlos Toni, der Hüttenwirt zu unserem Tisch und stellt uns zwei weitere Töpfe Reis der Nebentische hin. Wir haben also schon wieder einen Eindruck hinterlassen, aber gut so. Das hat uns zumindest einen Weg zur Küche gespart. Zum Nachtisch wurde uns noch eine hervorragende Biskuitrolle serviert. Vorm Bett kümmern wir uns noch um unsere nassen Sachen und gehen mit der Hoffnung schlafen, dass morgen auf magische Weise alle Hosen, Schuhe, Jacken, Socken und Handschuhe trocken sind.

Zweiter Versuch Sustenhorn und Gwächtenhorn
Sonntag, 21. August

Pünktlich um 5 Uhr stehen wir auf, doch die Motivation, die beiden Gipfel zu besteigen hält sich in Grenzen, da nichts auf magische Weise über Nacht trocknete. Belohnt werden wir jedoch von strahlendem Sonnenschein, welcher die Stimmung etwas anhebt. Unten am Gletscher angekommen muss Paul jedoch wieder umkehren, da er seinen Helm auf der Hütte vergaß. Erst als er zum zweiten Mal am Gletscher unten ankommt, fällt ihm auf, dass seine Kniebandage nicht dort ist, wo sie sich hingehört. Da er sie offensichtlich auch auf der Hütte vergaß, muss Paul ein weiteres Mal umkehren. Obwohl er nun den Weg von der Hütte zum Gletscher insgesamt fünf Mal lief, ist Paul trotzdem nicht der letzte, der seine Steigeisen trägt. Um genau 7 Uhr marschieren wir in zwei Seilschaften los in Richtung Sustenhorn. An der ersten Spaltenzone angekommen überholen wir zügig den DAV Karlsruhe, der bereits über eine Stunde Vorsprung hatte. Doch kurz darauf bricht der Steg von Quirins Steigeisen und wir kommen wieder zum Stillstand. Der DAV Karlsruhe ist der Retter in der Not und leiht uns Kabelbinder, sodass wir unsere Tour glücklicherweise fortsetzen können, nachdem wir leider überholt worden waren. Nach mehreren Hundert Metern können wir endlich die andere Gruppe wieder abhängen. Am Sustenhorn angekommen genießen wir den schönen Ausblick und verewigen uns im Gipfelbuch. Noch kurz mit Pauls Kamera ein Gruppenfoto machen lassen, das nicht wirklich gut geworden ist (wir lernen daraus, dass nicht jeder mit einer richtigen Kamera umgehen kann), dann geht es auch schon wieder bergab. In der Senke zwischen unseren beiden Gipfeln trennen wir uns von Quirin und Paul, die zu zweit zur Hütte zurückgehen. Für die anderen vier geht es weiter zum Gwächtenhorn. Auf dem Weg entdecken wir Pfotenspuren, die uns rätseln lassen, von welchem Tier sie wohl stammen. Unser Hüttenwirt Toni berichtet uns später von einem Fuchs, der dort Schneehühner jagt. Am Gipfel angekommen vernichten wir das restliche Brot und lassen wir uns von zwei Frauen fotografieren, die über den Grat aufgestiegen sind (dieses Mal aber mit dem Handy). Wieder an der ersten Spaltenzone angekommen kreist ein Hubschrauber über uns, als er kurz am Gwächtenhorn landet, sorgen wir uns um die zwei Frauen, die wir schon länger nicht gesehen haben. Nach einem weiteren Blick in den Himmel finden wir sie mit zwei Gleitschirmen wieder. Für uns geht es nun weiter in Richtung Hütte. Als diese schon in Sicht ist, entscheiden wir uns von der anderen Seite aufzusteigen (der andere Weg ist ja bereits langweilig). Während unserem zweiten Gipfel haben sich die anderen einen Hirschburger mit Nachos genehmigt, von dem sie uns jetzt vorschwärmen.

Abstieg Tierberglihütte
Montag, 22. August

Einer der ruhigeren Tage beginnt um 7 Uhr, vier Stunden später, nach zwei Stunden Abstieg befinden wir uns unten am Parkplatz. Durchgeschwitzt entscheidet sich Bene im Gletscherbach zu baden und friert sich sprichwörtlich „den Arsch ab”. Auf dem Weg nach Garmisch werden in Benes Auto die Känguru-Chroniken gehört, während Viki in Niklas Auto das Gaspedal nicht findet. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Campingplatz, die bereits nicht sonderlich gute Stimmung wird auch durch den komplizierten Check-In nicht verbessert. Nach einem Großeinkauf für das Oberreintal muss Bene noch wie ein zurückgelassenes Kind bei unserem viel zu vollen Einkaufswagen vor dem Edeka warten, bis die letzten Besorgungen erledigt sind. Um uns den Abwasch zu ersparen bestellen wir uns an diesem Abend Pizza, die unsere Stimmung enorm verbessert. Auch an diesem Abend scheuen die Mädels weder Kosten noch Mühen, um erneut in Benes Auto schlafen zu können und räumen die Unmengen an Gepäck kurzerhand aus. Paul hingegen hat es nicht so komfortabel, dieser muss als einziger geduschter im Zelt bei Bene und David schlafen.

Aufstieg Oberreintalhütte
Dienstag, 23. August

Aufstehen, Packen und Einkaufen heißt es heute für uns. Aber erstmal gibt es Frühstück und es wird besprochen wer welche Aufgaben übernimmt. Als alles geklärt ist, wird das Lager am Campingplatz abgebrochen und ein Auto fährt zum Einkaufen, während das andere eine Apotheke ansteuert, um Vikis Fuß verarzten zu können. Währenddessen sind Lenze, Nadine und Leonie schon auf dem Weg nach Garmisch, um sich uns heute dort anzuschließen. Treffpunkt ist 12 Uhr bei der Skisprungschanze und dann beginnt das große Umpacken. Denn es geht auf die Selbstversorgerhütte ins Oberreintal. Deshalb erstmal Klamotten reduzieren und Essen in die Rucksäcke packen. Die Seile werden verteilt und dann kommt auch schon die Gepäckwaage zum Einsatz. Schon nach den ersten paar Rucksäcken versagt jedoch ihr Hacken. Naja, zum Glück haben wir Karabiner und eine Reepschnur. Noch schnell ein „Vorherfoto“ und auf geht’s! Am Anfang geht es noch flott den Berg hoch, aber das letzte steile Stück ist schon sehr …äh zäh. Gegen 18 Uhr haben wir es jedoch geschafft und laden erstmal das ganze Essen aus, um es der Hüttenwirtin Anja zu überreichen, die uns Spätzle mit Soße zaubert. Nach dem Essen geht’s noch zum Übungsfels und wir lernen, wie man einen Standplatz baut und den Nachsteiger sichert. Beides wichtige Techniken für morgen. Dann werden noch die Seilschaften und die Routen festgelegt. Um 23 Uhr geht es dann für die Ersten ins Bett.

Alte Westwand und Fahrradlkanten
Mittwoch, 24. August

In der Früh weckt uns die Hüttenwirtin Anja erstmal mit dem Lied „Sommer, Sonne, Kaktus“. Zum Frühstück gibt es auch wie letzte Woche, wie kann es anders sein, Müsli mit Milchpulver gepimpt mit 2,5 kg Äpfel, die Nadine hochgetragen hat. Nachdem alle satt sind wird am Wassertrog der Schafe Zähne geputzt und dann geht’s schon los. Jeder sucht seine Sachen zusammen und versucht es in den richtigen Rucksack zu packen, denn pro Seilschaft wird nur ein Rucksack mitgenommen. Am Schluss gibt es nochmal eine Abfrage von Bene, ob jetzt jeder wirklich 5 Schrauber, 1 Standplatzschlinge, 1 Helm usw. dabei hat. Danach geht’s los zur Alten Westwand und zur Fahrradlkanten. Viki, Niklas und Leonie als Dreierseilschaft und Nadine und Lenze als Zweierseilschaft steigen in die Alte Westwand ein. Die Seilschaften bestehend aus Quirin und Bene bzw. aus Sophia, David und Paul steigen ein paar Meter weiter in die Fahrradlkanten ein. Das Hochalpine Gelände ist für viele neu und übertraf die Erwartungen in der Schwierigkeit, weshalb einige von uns beschließen sich wieder abzuseilen. Bei Lenze kommt noch hinzu, dass er bereits vor dem Aufstieg gesundheitlich angeschlagen war. Aber auch das verläuft nicht wie geplant, denn das Seil von Nadine und Lenze verklemmt sich im Fels und Lenze ist gezwungen die Seillänge hochzuprusiken. Für den Rest geht es aber weiter nach oben. Besonders der Ausblick von der Westwandterrasse ist für Leonie ein Highlight, für die es auch die erste Mehrseillängentour überhaupt ist. Letztendlich lohnen sich die Mühen und die Dreierseilschaft kommt gut oben an. Am Gipfel erwartet sie auch schon die andere Seilschaft aus Quirin, Bene und David, gemeinsam geht es dann über den Grat zur Abseilstelle und von dort mit drei Seillängen Abseilen wieder an den Felsfuß. Zurück zur Hütte und erstmal Abendessen. Dort wartet auch der Rest der Gruppe, der nachmittags die Zeit für eine Theorieeinheit nutzte und Paul, der mithilfe des Nähzeugs der Hüttenwirtin seine Kletterhose reparieren konnte. Abends wird noch gemeinsam reflektiert, wie es heute jedem ergangen ist, denn an diesem Tag hat jeder etwas Neues über seine Grenzen und was wir doch manchmal leisten können, wenn es darauf ankommt, gelernt. Danach fallen alle ins Bett, denn morgen geht es wieder auf in neue Touren.

Violetta, Flieg Vögelchen Flieg und Altherrenpartie
Donnerstag, 25. August

Nach dem Weckruf der Hüttenwirtin gibt es Frühstück und die Lage wird besprochen. Lenze und Leonie entschließen sich einen Pausentag einzulegen. Lenze geht es immer noch nicht besser und Leonie macht eine alte Fußverletzung vom Bouldern zu schaffen. Die anderen ziehen in folgenden Seilschaften los: Nadine, Viki und Sophia – Violetta, Bene und Paul – Flieg Vögelchen Flieg, Quirin, David und Niklas – Altherrenpartie. Besonders die Altherrenpartie können die Drei empfehlen, denn sie ist plaisirmäßig abgesichert. Nach der Altherrenpartie geht es dann über die Route Milka noch hoch zum Gipfel. Bene und Paul melden sich um 16:30 Uhr vom Gipfel und rechnen mit einer Abstiegszeit von drei Stunden. Dieser Plan ging aber nicht ganz auf. Mit leichten Verletzungen, da ein Griff nicht gehalten hat, kommen sie dann aber ansonsten unverletzt zum Abendessen bei der Hütte an. Heute gibt es Reis mit Chili sin Carne gemischt mit allem möglichen Dosenessen, was wider Erwarten mancher sehr lecker ist. Wir spielen noch zwei Runden das Spiel Werwolf und leeren gemeinsam 1 Liter Weinschorle, die uns David „eingebrockt“ hat. Denn wenn man schon dreimal an die Stammtischglocke im Oberreintal stößt, muss man eine Maß nach Wahl ausgeben (eigentlich wären ja drei Maß fällig, aber Anja drückt mal ein Auge zu). Wir haben ihm natürlich gerne dabei geholfen, diese Aufgabe zu erfüllen.

Violetta, Schmankerl und PS-Verschneidung
Freitag, 26. August

Heute starten wir recht zügig in den Tag. Lenze entscheidet sich erneut dafür, auf der Hütte zu bleiben, da es ihm immer noch nicht bessergeht. Leonie, Sophia und Nadine klettern Violetta. Dieselbe Route noch mal? Alles klar, dieselbe Route. Und los! In der 6. Seillänge geht die Route, wie am Tag zuvor, ohne Absicherung nach oben. Am Stand finden sie den eigentlichen Weg dorthin, natürlich mit wunderschönen Bohrhaken und Sanduhren. Zurück auf der Hütte wird die Zeit mit Kartenspielen verbracht. Viki und Bene, Quirin und David klettern jeweils das Schmankerl. Die Absicherung in der Route war gut, nur das Abseilen läuft nicht nach Plan, da sich ihr Seil verkeilt. Währenddessen klettern Paul und Niklas die PS-Verschneidung am Oberreintaldom. Die ersten zwei Seillängen sind noch vergleichsweise einfach, dann geht es mit 6+/7- weiter. Niklas steigt vor, Paul kämpft sich keuchend hinterher, da schon die nächste Seilschaft hinter ihnen ist. Am nächsten Stand werden sie eingeholt, mittlerweile kämpft auch Niklas mit den Seillängen. Oben angekommen finden sie dank vieler Pfeile schnell den Abseilstand und können sich über den Berggeisturm abseilen. Danach gehen Paul und Niklas auf Rettungsaktion und befreien das verkeilte Seil im Schmankerl, indem Paul hochprusikt.

Hüttentag
Samstag, 27 August

Uns weckt, wie jeden Tag, die Hüttenwirtin Anja mit dem Song „Sommer, Sonne, Kaktus“. Doch als wir aus dem Fenster schauen, ist da leider nichts mit Sonne. Es hat bereits die ganze Nacht geregnet, es nieselt und der Fels ist nass. Beim Müsli mit Milchpulver beschließen wir recht schnell, dass wir heute nicht klettern können. Um sich trotzdem ein wenig zu bewegen, wandern Leonie, Sophia und Nadine zum Königshaus Schachen. Auf dem Weg dorthin müssen mehrere (oder immer der gleiche?) Wasserfälle und Matschpfützen überquert werden. Erschwert wird der Weg außerdem durch Schafe, die im Weg stehen, mähh! Nach etwa zwei Stunden kommen die drei oben an, beschließen aber nach einem kurzen Blick auf den Wetterbericht, schnell wieder abzusteigen, um vor dem Gewitter um 12 Uhr wieder unten zu sein. Der andere Teil der Gruppe bleibt den Tag über auf der Hütte, verbringt die Zeit mit Schach spielen und Brotzeit machen (davon haben wir sowieso noch viel zu viel). Nach einer Fehleranalyse der letzten Tage, suchen wir verschiedene Lösungsansätze. Unter anderem lernen wir das Hochprusiken, falls das Seil stecken bleibt und das Abseilen mit dem HMS, wenn man mal wieder sein Tuber fallen lässt. Natürlich ist uns nichts davon in den letzten Tagen passiert. Zum Abschluss des Tages klären wir die Aufteilung des Tourenberichts. Hände hoch für Präsens!

Abstieg
Sonntag, 28. August

Sommer, Sonne, Kaktus, und schon ist der letzte Tag angebrochen. Nach dem letzten Mal Müsli mit Milchpulver packen wir unsere Rucksäcke und machen uns fertig für den Abstieg. Ein letztes Mal Zähneputzen am Wassertrog, dieses Mal jedoch mit Sand im Mund, der durch den Regen angespült wurde. Das natürlichste Bleaching! Paul und Viki treffen einen ihrer Teamer der letzten JDAV-Ausbildung. Dieser begrüßt Paul mit den Worten „Ich hab‘ total vergessen dir zurück zu schreiben und jetzt bist du auch noch im Oberreintal gelandet!“. Nach einem Abschiedsbild und einer kleinen Feedbackrunde beginnen wir mit unserem Abstieg. Die Rucksäcke sind zumindest ein bisschen leichter, nachdem wir unser restliches Essen (unter anderem 3 kg Müsli und 0,5 kg Salz, wer hat nochmal eingekauft?) bei Anja lassen können. Gegen. 13 Uhr sind wir an unseren Autos in Garmisch zurück. Nach einem kurzen Blick in den Rucksack fällt Lenze auf, dass er einen Teil seiner Kleidung oben auf der Hütte vergessen hat. Glücklicherweise nehmen ein paar nette Nürnberger seine Sachen mit und schicken es ihm per Post zu. Die Jugendsachen werden gezählt und umgepackt und die Heimreise beginnt. Um 17 Uhr kommen wir gesund und munter und mit einem Haufen einzigartiger Erlebnisse im Gepäck in Amberg an.

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Tourenbericht: Plaisirklettern im Salzburger Land

Freitag, 3. Juni bis Sonntag, 5. Juni 2022
JDAV Aktion Bergfreunde

Mittwochabend – Krisentreffen auf Skype. Am Wochenende soll es zum Klettern gehen, aber der Blick in den Wetterbericht verspricht nichts Gutes: Regen und Gewitter sind im Großteil des Alpenraums gemeldet. Dennoch entscheidet ein tapferer Teil der Gruppe „Aktion Bergfreunde“, sich auf in Richtung Salzburger Land zum Plaisirklettern zu machen.

Deutlich zu früh für Manche, aber erstaunlich pünktlich machte sich um 4 Uhr das erste Auto bei Bene auf den Weg. Nachdem Paul, Viki und schließlich Sophia sowie Kaffee aufgenommen wurden, ging es in Richtung Süden. Bei Vivaldis Vier Jahreszeiten hatten wir genug Zeit zum Wachwerden und kamen gut voran. Unterbrochen wurde die Fahrt nur durch eine Pinkelpause und Benes Versuch, seine Krankenversicherung telefonisch zu erreichen, um auch an diesem Wochenende versichert zu sein, wobei er von einem erstaunlich energischen österreichischen Hund beinahe angefallen wurde. Auch diese Herausforderung meisterten wir gemeinsam und erreichten dann bald bei bestem Wetter unser Ziel, einen Wanderparkplatz am Wolfgangsee. Eigentlich sollten hier schon Nadine und Lenze auf uns warten, auf Grund kleinerer Unklarheiten im Zusammenhang mit Lenzes Geldbeutel (zunächst dachte er, er hätte ihn zu Hause vergessen, weshalb das Auto umdrehte, um auf halber Strecke zurück festzustellen, dass der Geldbeutel doch an Bord war) verzögerte sich ihre Ankunft, weshalb wir schon zur Wand gingen. In zwei Zweier-Seilschaften stiegen wir nach kurzen Problemen, den Weg zur Route zu finden in „Taxus“ ein. Zwar wurde die erste Seillänge für Bene recht plötzlich unterbrochen, als er vor dem ersten Haken abrutschte und einen (zum Glück sehr glimpflich verlaufenen) Bodensturz machte, abgesehen davon und trotz zweier Teilnehmerinnen ohne Mehrseillängen-Erfahrung kamen wir danach sehr gut voran. Mittlerweile waren auch Lenze und Nadine angekommen und stiegen ebenfalls in die Tour ein. Nachdem wir den Großteil der Route hinter uns gebracht hatten, stellte sich dann das Finden des Ausstiegs als größtes Problem des Tages dar – letztendlich führte uns dann eine anspruchsvollere Reibungsplatte aus der Wand.
Zurück am Campingplatz erfrischten wir uns im See und stärkten uns dann mit Nudeln und Pesto. Großes Glück hatten wir mit dem Wetter – das Gewitter, das letztendlich dann auch das einzige am Wochenende sein sollte, wartete geduldig, bis wir gegessen, gespült und unsere Sachen verstaut hatten. Als es dann anfing zu regnen ließen wir den Abend zusammengepfercht im Auto ausklingen.

Den Samstag starteten wir sehr gemütlich mit Kaffee, Tee und Müsli, was aber zur Folge hatte, dass wir später loskamen als eigentlich geplant. Gegen 11 Uhr erreichten wir den Wandfuß – um festzustellen, dass unser Orientierungssinn und eine etwas kryptische Wegbeschreibung in die Irre geführt hatten. Da der Weg zu den eigentlich gesuchten Routen länger gewesen wäre und wir vermuteten, dass diese auch noch recht nass sein müssten, entschieden wir uns für alternative Routen: Eine Seilschaft machte sehr zügig und in praller Sonne „Edelweiß“, der Rest kletterte „Filou“ und „Clou“. Die Einstiegsseillängen waren hier zwar auch noch nass, danach warteten aber lohnende Kletterstellen auf uns. Ein Teil, der schon früher am Gipfel war, baute dort eine Seilschaukel und eine Zip-Line auf, die dann noch ausgiebig getestet wurden. Nach dem Abstieg und einem Stopp im Supermarkt ging es dann direkt in den See. Nach der verdienten Abkühlung kochten wir dann wieder und genossen den warmen Sommerabend.

Am Sonntagvormittag räumten wir nach dem Frühstück langsam den Campingplatz.
Nach einer interessanten Autofahrt, während der ein Spühlschwamm und Socken zum Trocknen in der Scheibe hingen, stiegen wir um halb zwölf in unsere Routen „Dschungelbuch“ und „Small Amigos“ ein. Es zeigte sich, dass es besser war, sie erst heute gemacht zu haben, da der Einstieg am Samstag noch komplett nass gewesen wäre.
In Zweier-Seilschaften ging es dann bergauf. Die beiden ersten Seilschaften erwarteten die Anderen anschließend am Ausstieg ihrer Route, wo es zum Schluss noch ein gemeinsames Gipfelfoto gab.
Nach dem Checken des Wetterberichtes entschieden wir uns, zügig abzusteigen. Das Wetter hielt zum Glück noch, so hatten wir nach der Anstrengung die Zeit am Auto zu essen und die traumhafte Aussicht auf den Wolfgangsee zu genießen.
Als alle gesättigt waren machten wir uns auf den Heimweg. Einen kurzen Zwischenstopp zum Abkühlen machten wir am Krottensee, bei dem es dann doch noch frisch geräuchertem Lachs und Forelle gab, da uns der Geruch schon die Tage zuvor beim Vorbeifahren zum Anhalten verlockte. Anschließend setzten wir die Heimfahrt fort. Es zeigte sich, dass unser zügiger Abstieg nicht ganz unbegründet war, nach einer Stunde Fahrt fing es zum Gewittern an. Gegen 9 Uhr waren dann alle letztendlich alle wieder zu Hause.

Großes Wetterglück, tolle Seillängen und immer ein kühler See zum Abkühlen – unser Kletterwochenende im Salzkammergut war ein voller Erfolg – wir freuen uns schon auf weitere spannende Fahrten im Sommer.

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Tourenbericht: Gemeinsam zwei wunderbare Tage auf und abseits der Piste

11. – 13. März 2022, Skifahren am Fellhorn
JDAV Aktion Bergfreunde

Für die Gruppe „Bergfreunde“ ging es gemeinsam mit einem kleinen Teil der Sektion Schwabach zum Skifahren.

(Georg, Anton, Savan, Bene, David, Viki, Niklas, Stephi, Sophia, Nadine & Christoph)

Freitag, 14 Uhr war unser Treffpunkt der Parkplatz am Hockermühlbad. Nachdem die Packliste nochmal kurz überflogen wurde, saß ein Großteil von uns im Bus und wir fuhren los. Am ersten Haltestopp in Schwabach sammelten wir Christoph, Georg, Anton und Viki mitsamt Skiausrüstung ein. Nach kurzem und energischem Stopfen ging die Dachbox, in der mittlerweile zehn Paar Skier waren, sogar zu. Und blieb es auch die ganze Fahrt über, entgegen den Voraussagen der zuschauenden Taxifahrer.

Während der Fahrt gab es schon die ersten Biere. Irgendjemand fragte: „Bene, fährst du durch oder brauchst du nen Wechsel?“, woraufhin dieser entgegnete, er könne schon durchfahren – im selben Moment wurden im ganzen Bus die Flaschen geöffnet, so gab es Bier für alle außer den Fahrer und nach einer unkomplizierten Fahrt, abgesehen von zu vielen Pinkelpausen erreichten wir unser Hostel.

Gleich im Anschluss trafen wir uns draußen im Schnee – die meisten von uns hatten noch nie ein LVS-Gerät oder eine Lawinensonde in der Hand oder von Lawinenproblemen und Gefahrenmustern gehört. Georg und Christoph gaben uns deswegen einen Lawinen-Crashkurs. Gemeinsam setzten wir uns in diesem mit Lawinenvorhersagen, Tourenplanung, dem richtigen Verhalten am Berg und den Maßnahmen im Falle eines Lawinenabgangs auseinander. Während der Rest bei einer praktischen Übung nach verbuddelten LVS-Geräten suchte, machte sich Bene auf, um David vom Oberstdorfer Bahnhof abzuholen. Kurz vorm Bahnhof wartete jedoch eine rote Kelle auf ihn. Bene war ins Visier der Oberstdorfer Dorfpolizei gelangt. Folgender Gesprächsverlauf gibt die Kontrolle im Wortlaut wieder.

Polizist: „Guten Abend, allgemeine Verkehrskontrolle. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Gab es heute schon Alkohol?“
Bene: „Ja, für alle außer mich.“ (Ein Glück, dass wir am Mittag nachgeschaut haben, wo der Fahrzeugschein ist.)
Polizist: „Na, des tut mir aber leid. Gute Weiterfahrt noch.“

Ohne zu wissen, wo überhaupt das Warndreieck gewesen wäre, konnte Bene dann weiter und David einsammeln. Zurück am Hostel hatten die Übrigen gerade die verschütteten Geräte gefunden, so konnten wir gemeinsam zum Kochen beginnen. Klassisch gab es Nudeln mit Pesto. Wir saßen noch bis spät in die Nacht zusammen und erwarteten Niklas und Savan, die arbeitsbedingt erst später loskonnten. Jetzt waren wir vollzählig.

Der Samstag begann für uns relativ früh, beim Frühstück trafen wir uns wieder. Erstaunlich pünktlich schafften wir es anschließend nach einem kurzen Materialcheck auf in Richtung Fellhorn-Talstation. Dank unseres frühen Aufbruchs waren die Schlangen für Lift und Gondel noch überschaubar. Während die ersten schon in Richtung Bergstation fuhren, da sie nicht mehr warten konnten vor Freude, teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Gruppe Nummer zwei stürzte sich langsam ins Abenteuer. Gegen Mittag trafen wir uns, um gemeinsam den Rest des Tages zu besprechen.

Wir entschieden uns, wie von Georg und Christoph geplant, eine Variantenabfahrt, also eine Freeride-Tour abseits der präparierten Pisten, östlich der Kanzelwand zu machen. So schnallten wir unsere Skier auf die Rucksäcke, um wenige Minuten zu unserem Startpunkt aufzusteigen. Oben angekommen wurde erstmal Mittagspause in der Sonne gemacht. Dieser kurze Fußmarsch hatten gereicht, um jetzt völlige Stille mit herrlichem Ausblick um uns herum zu haben. Nach der Pause probierten wir mit verschiedenen vergrabenen Gegenständen und Körperteilen noch aus, wie es sich anfühlt, mit einer Sonde nach einem Menschen, Rucksäcken und Steinen zu suchen, dann machten wir uns fertig für unsere Abfahrt. Für einige von uns standen erste Erfahrungen im Tiefschnee an, kein Wunder also, dass die Anspannung stieg. Während die ersten vorbei an Georg über eine kleine Kante in den Talkessel einfuhren, der von hier oben plötzlich erstaunlich steil aussah, meisterten der erfahrene Teil unserer Gruppe die ersten Schwünge elegant. Für manche von uns stellte es jedoch eine größere Herausforderung dar, als zuerst angenommen. Erste Stürze ereigneten sich ebenso wie ein Urschrei, als Bene seine erste Kurve fuhr und dabei plötzlich sehr schnell wurde. Langsam fanden wir unser Tempo und konnten so bei immer noch traumhaftem Wetter einen großen Teil des Hangs abfahren. Einen Counter wer wie oft hingefallen war, wäre bei dieser Abfahrt wäre zu lustig gewesen. Wir hatten eine Menge zu lachen – aber keine Sorge, es gab keine Verletzten.

Schwieriger wurde es erst wieder, als das Gelände von Büschen und kleinen Latschen durchsetzt war. Diese zu Umfahren, stellte sich teilweise als gar nicht so einfach heraus. Aber auch diese Etappe absolvierten wir gemeinsam, am Ende dieser ereignisreichen Tour stand nur noch ein Ziehweg, der zurück zur Piste geschoben werden musste und sich, wie schon der Name sagt, zog. Nach einer letzten Talabfahrt kamen wir dann wieder zurück ans Auto und trafen uns dort mit Paul wieder, der wegen einer Knieverletzung nicht mit zum Skifahren gekommen war und stattdessen das Fellhorn in Teilen zu Fuß bestieg.


Während sich der Rest der Gruppe in die Liftschlange stellte, machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Ich bin Paul und kann auf Grund eines Fahrradsturzes und den daraus folgenden Knieschmerzen noch nicht wieder Ski fahren.

Ein Wochenende in den Bergen konnte ich mir aber auch trotz körperlicher Einschränkungen nicht nehmen lassen. Statt Skiern hatte ich mir Schneeschuhe eingepackt, um so die Berge zu erkunden. Für den ersten Tag war die Tour auf das Fellhorn geplant. Vorbei an der wartenden Masse an Ski- und Snowboardfahrer:innen ging es für mich in den Wald. Nach anfänglichen Orientierungsproblemen habe ich doch bald meinen Weg im verschneiten Wald gefunden. Nach den ersten Metern wurde mir doch sehr warm und so fing ich an mich langsam auszuziehen. Erst die Daunenjacke, dann den Pulli, bis ich nur noch im T-Shirt unterwegs war. Da im Tal abseits der Piste doch eher wenig Schnee lag, hatte ich meine Schneeschuhe die erste Stunde am Rucksack getragen. Nach den ersten 300 Höhenmetern wurde brauner Boden immer seltener, sodass ich mir an an einer idyllischen Holzhütte meine Schneeschuhe unter die Schuhe schnürte.

Nach den ersten wackligen Schritten war ich schnell begeistert, wie zügig und mühelos ich auf einmal über den Schnee laufen konnte. Langsam kam ich der Piste wieder näher und verlor im Tiefschnee meinen Weg. Oder vielleicht verschwand dieser auch nur unterm Schnee aus meinen Augen. Es ging dann für mich der Nase nach dem Berg hoch. Bestimmt nicht der klügste oder einfachste Weg, denn bald lernte ich die Grenzen meiner Schneeschuhe kennen, als ich bis zum Knie im Schnee versank und die Steigung einfach nicht weiter hochkam. Ein paar klügere Entscheidungen später stand ich dann aber auf der Piste ohne erkennbare Alternative. Nach kurzem Überlegen akzeptierte ich meine Situation und machte mich an den anstrengenden, langsamen und nicht so schönen Weg die Piste hinauf. Eine kleine Ewigkeit und einige überraschte Blicke der vorbeifahrenden Skifahrer:innen später hatte ich – mittlerweile in kurzer Hose – die Bergstation der Fellhornbahn erreicht. Doch der Gipfel lag noch 300 Höhenmeter entfernt, hinter einem unberührten Schneefeld. Einem Naturschutzgebiet. Meine Gipfeltour war damit erstmal unterbrochen. Die Optionen waren eine Skipiste runterzulaufen oder eher rutschen nur um zwei andere wieder hochzulaufen oder mit der Gipfelbahn abzukürzen. Da ich nicht unbedingt die Länge meiner Tour verdoppeln wollte saß ich bald in der Gondel zum Gipfel. Die letzten Meter zum Gipfelkreuz waren schnell geschafft und ich hatte mein Ziel erreicht. Die nächsten Stunden verbrachte ich erst in Gesellschaft dann allein auf dem Gipfel in der Sonne, genoss die Aussicht, etwas zu essen und die Ruhe.

Der Abstieg ging deutlich schneller. Ich fuhr mit der Gondel herunter, um doch noch etwas Gutes für mein Knie zu tun. Während ich nun wieder im Tal auf den Rest der Gruppe wartete, packte ich meine Po-Rutscher aus und fuhr zumindest so noch ein paar Mal einen kleinen Hang ab.


Ein Teil fuhr danach zum Einkaufen, der Rest zurück Richtung Unterkunft. Mittlerweile hatten wir teils so großen Hunger, dass schon angezweifelt wurde, ob das geplante Gericht uns überhaupt alle satt machen könnte. Dank der generalstabsmäßigen Planung von Viki wurde aber auch dieses Essen, Wraps mit Ofengemüse, nicht nur sehr lecker, sondern sogar so viel, dass wir am Sonntag noch davon essen konnten!

Nachdem wir zu zwölft für mindestens zwei Stunden die Gemeinschaftsküche im Hostel blockiert hatten, überließen wir diese doch mal den restlichen Anwesenden und gingen zum gemütlichen Teil des Abends über – Bier, Kicker, gute Unterhaltungen, restliches Ofengemüse, Marius, Uno und letzte Runden an der Bar sorgten dafür, dass die Nacht für manch einen wieder kürzer wurde als geplant.
Nichtsdestotrotz starteten wir am nächsten Tag wieder mit einem reichhaltigen Frühstück in den Tag und fuhren dann wieder ins Skigebiet.

Erneut warteten Kaiserwetter und tolle Pisten auf uns. Wir teilten uns wieder in zwei Gruppen auf. Während Georg einem Teil unserer Gruppe den Vormittag über einen kleinen Auffrischungs-Skikurs gab, kümmerte sich die Speed-Gruppe um weißes Pulver und sammelte fleißig Pistenkilometer.

Beide Gruppen hatten einen erfolgreichen Vormittag, wie wir uns in der gemeinsamen Mittagspause berichteten. Den Rest des Tages verbrachten wir wieder zusammen und nutzen unseren zweiten Skitag voll aus! Im Laufe des Nachmittages leerten sich dann auch die Pisten allmählich, was uns noch einige lohnende Abfahrten bescherte.


Nachdem die anderen erneut zum Skifahren in Richtung Lift aufbrachen fuhr ich ins Tannheimer Tal, um dort eine entspannte Schneeschuhtour in flacherem Gelände zu gehen. Am Parkplatz lag jedoch schon kaum noch Schnee, sodass ich meinen ursprünglichen Plan schnell verwarf und ich mir stattdessen die Berge auf der anderen Seite des Tals genauer anschaute.

Einmal umgeparkt, den Rucksack aufgesetzt und los ging es Richtung Berg. Da sich mein Tagesziel schon einmal geändert hat, hatte es mir wenig ausgemacht als mir auffiel, dass ich gar nicht am richtigen Parkplatz gelandet war. Ich hatte ein ungefähres Ziel vor Augen und habe mich auf den Weg gemacht. Nach meiner Erfahrung gestern hatte ich gelernt und bin so gleich leichter bekleidet gestartet. Be Bold – Start Cold. Anfangs ging es recht steil in der Nähe einer Piste bergauf, bis das Gelände etwas abflachte und offener wurde. Ich befand mich in einem weiten Kessel. Rechts ragte der Ponten mit seinen vielbefahrenen Hängen in die Höhe, links war die Rohnenspitze steinig karg und fast schneefrei um den Gipfel zu sehen. Geradeaus lief ich auf das Zirleseck zu, was mein nächstes Ziel war. Ich war jedoch nicht allein zwischen den Spitzen unterwegs. Das gute Wetter haben viele Skitourengeher ausgenutzt, um die umliegenden Hänge zu befahren. Ungefähr auf der Hälfte des Anstieges zum Zirleseck unterhielt ich mich mit einer Gruppe Skitourenengeher:innen über deren und meine weiteren Pläne und verwarf meinen danach erneut. Statt den direkten Weg zu nehmen, stieg ich weiter entfernt von meinem Ziel auf um über einen Grat dorthin zurückzukehren. Trotz meiner Bemühung die steilste Stelle des Hanges zu Umgehen fand ich mich in dieser wieder und kam stark schnaufend auf dem Grat an. Doch der Umweg hatte sich gelohnt. Der Blick auf den Ponten, die Rohnenspitze und die sich nach Süden ausbreitenden Alpen hatte hat die Mühen schnell vergessen gemacht. Fast leichtfüßig ging es den Grat entlang bis zu einer kleinen Schutzhütte in der Sonne, bei der ich eine kleine Pause machte und mich stärkte, bevor es weiter auf den Gipfel der
Rohnenspitze ging. Mit den Schneeschuhen auf dem Rücken war auch das letzte Stück kein großes Problem mehr. Oben angekommen genoss ich noch ein letztes Mal die Aussicht, bevor ich mich an den Abstieg machte. Gute 700 Höhenmeter über meinem Startpunkt, dem Parkplatz, klingelte dann mein Handy. Georg rief an: “Servus Paul, wo bist du na? Wir wären so langsam fertig und du könntest uns wieder einsammeln.” Mit dem Blick, auf den noch vor mir liegenden Weg verzichtete, ich auf Trödelpausen und fand mich so schneller als gedacht am Start der Skipiste wieder. Ab jetzt ging es schneller. Ich zog meine Schneehose und den Po-Rutscher aus dem Rucksack und begab mich auf meine einzige Talabfahrt des Wochenendes. Sitzend raste ich nun schneller als gehofft die Piste runter und kam schneebedeckt, aber unversehrt wieder am Auto an.


Gegen 16 Uhr erreichten wir, nachdem wir noch einen Abstecher über den Funpark gemacht hatten, wieder die Talstation, wo wir in der Sonne auf Paul mit dem Bus warteten – spätestens hier machte sich die etwas kürzere Nacht beim einen oder anderen bemerkbar.

Kurz in der Sonne eindösen hat doch eben etwas sehr Meditatives. Erstaunlicherweise hatten wir das Wochenende über keine verletzten Teilnehmer, nur leider einen geringen Materialverlust. Savan hatte irgendwann am Nachmittag seine ausgeliehene Skibrille verloren, ohne es zu merken. Dank des Entgegenkommens des netten Skiverleihs Sport Raumberger musste er aber nicht die ganze Summe zurückerstatten!

Am Parkplatz packten wir alles strukturiert nach Haltestopps und Personen in den Bus und das Auto ein. Schnell hatten wir noch Getränke aufgefüllt, uns umgezogen, nochmal einmal die Blase entleert und dann ging es Heimwärts. Niklas und Savan brachten David zum Bahnhof und fuhren über Regensburg nach Hause. Der Rest befand sich im Bus und fuhr über Schwabach zurück.

Circa um 21 Uhr erreichten alle die nach Amberg wollten, Amberg. Selbst für die arbeitende Bevölkerung unter uns, die am nächsten Tag wieder früh raus mussten, war das eine akzeptable Zeit. Paul und Viki kümmerten sich noch darum, dass der Bus ordnungsgemäß seinen Weg zum Autoverleih fand. Bei dieser simplen Aufgabe wurde es doch noch etwas chaotisch. Dennoch war der Bus sauber, nach zwei Versuchen auch endlich vollgetankt, beim Besitzer. So endet dieses Wochenende und somit auch dieser Tourenbericht.

Uns bleibt noch Georg und Christoph ein großes Dankeschön für die Organisation, Tourenplanung und Geduld zu übermitteln und Anton, der Anni die Stornogebühren durchs Mitfahren ersparte, Savan, der Niklas Gesellschaft leistete beim Nachkommen und Viki für die Unterstützung aus Amberg zu danken.

Geile Truppe – bis zum nächsten Mal!

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Tourenbericht: jdav-Wanderwochenende Spitzingsee

10. – 12. September 2021
JDAV Aktion Bergfreunde – Sektion Amberg

Ab in die Berge: Am Freitag, kurz vor zwei an der Kletterhalle in Amberg ist der Treffpunkt unserer ersten Tour in neuer Gruppenkonstellation – aus zwei Gruppen war eine geworden.

Erstaunlicherweise ist Paul pünktlich da. Ein paar aus der Gruppe erledigten letzte Erledigungen im Diska und bei der Bank, dann geht es los. Exakt um 14 Uhr brechen wir mit drei Autos auf und machen uns auf besprochener Route auf in Richtung Süden.
Zur Unterhaltung teilt jedes Auto seinen Livestandort mit – anfangs liegt Vikis Auto vorne, doch es dauert nicht lange bis sie alle überholen. Im Laufe der Fahrt fällt auf das ein Auto die besprochene Route verlassen hat und über eine eigentlich gesperrte Route fährt. Eine abenteuerliche Strecke, wie sich im Nachhinein herausstellt. Gegen späten Nachmittag erreichen wir dann unsere Unterkunft, das DAV-Haus Spitzingsee.
Am Abend soll es regnerisch sein, aber da das Wetter noch hält, machen wir uns auf, um unsere Beine zu vertreten. Wir umrunden den Spitzingsee und unsere zwei Fotografen (Paul und Bene) schießen genügend Landschaftsbilder, weshalb die beiden hin und wieder auf der Strecke bleiben. Aber auch unser erstes Gruppenbild wird geschossen.
Die Mädels sind die ganze Zeit an der Spitze und führen die Truppe mit einem zügigen Tempo an – vielleicht wird aus dem Wander- doch ein Trail-Running-Wochenende?
Nach gut der Hälfte machen wir einen Halt am Spielplatz und betrachten beim begeisterten Schaukeln und Wippen unsere geplanten Gipfel (Brecherspitz, Jägerkamp, Aiplspitz & Taubenstein) für die nächsten Tage. Nach einem Spaziergang am See darf natürlich eines nicht fehlen: Eine Erfrischung im selbigen! Einige Mutige der Gruppe stellen beim Baden fest, dass das Wasser doch recht kalt ist.
Wieder in der Unterkunft angekommen wird es Zeit für das Abendessen. Kathi und Viki haben schon beim Spaziergang ihren Hunger gespürt. So kochen wir endlich gemeinsam, wie es am Essenplan steht, Tomate-Mozzarella-Risotto. Während des Kochens kommt zwischen Bene und Viki eine wilde Diskussion über den kulinarischen Nutzen von Zwiebel und Petersilie auf, welche bis heute nicht endgültig beendet ist.
Zwischendurch klären die Jugendleiterinnen (Lisa und Viki) alles mit der Unterkunft. Bei der Nachfrage des Gruppennamens fällt auf, dass wir noch keinen neuen gemeinsamen haben.
(Aktueller Stand: Aktion Bergauf; Bergkitze)
Nach dem Essen studieren wir den Wetterbericht, der für Samstag leider Regen voraussagt und passen unsere geplanten Touren an. Der Plan für die Touren steht also und wir widmen uns dem erneut der Suche nach einem Gruppennamen. Wir sammeln diverse Vorschläge für einen neuen – hierzu später mehr. Zum Ausklingen des Abends folgen lustige und aggressive Runden Uno Flip, in denen 15 Karten ziehen eher die Normalität ist. Um unsere Nerven zu beruhigen, spielen wir noch ein paar Runden 6nimmt, bevor wir alle ins Bett gehen.

Am nächsten Morgen klingelt für Kathi, Franzi, Paul und Paul schon vor sieben Uhr der Wecker. Nachdem die Vier einmal in den See springen, ist auch der Rest aus den Betten gekrochen und es gibt Frühstück.
Fertig gepackt geht es, bei noch verhangenem Himmel, auf zur ersten Tour. Ziel-Gipfel ist die Brecherspitz auf 1683m. (Das DAV-Haus liegt auf 1124m)
Schon in der ersten Stunde legen wir auf einem steilen Stück viele Höhenmeter zurück. Franzi hat eine erstaunliche Kondition und legt ein anspruchsvolles Tempo vor. Die Gruppe teilte sich ca. in der Hälfte, da einige ein anderes Tempo bevorzugen. Wir bleiben in Sichtweise und an einer kleinen Kletterpassage sind wir dann wieder vereint.
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Brecherspitz und machen unser nächstes Gruppenbild. Während Paul den Selbstauslöser einstellt, verewigt Bene uns im Gipfelbuch: Franzi fragt sich, was die „Puffdinger am Himmel“ sind (Wolken?!) und es gibt erste Schleichwerbung für den Instagram-Account (@jdav_amberg).
Auf der anderen Seite des Gipfels steigen wir wieder ab, machen eine Pause am Panorama-Klo, erwerben erste Weghalbe und schauen Kühen zu, wie sie für den Almabtrieb geschmückt werden.
Die gerade erst abgestiegenen 300 Höhenmeter gilt es jetzt über eine etwas alpinere Passage wieder aufzusteigen und wieder glänzt Franzi mit ihrem uneinholbaren Tempo. Tatsächlich fängt es leicht an zu nieseln, auch kalter Wind wartet auf uns.
Nach einem nur noch windigen Mittagessen bei einer Kapelle auf dem Grat (Bene und Viki hatten leider ihr restliches Risotto vom Vorabend vergessen) steigen wir in einer guten Stunde bei nun erfreulichem Sonnenschein zur Hütte ab, die wir gegen Nachmittag erreichen.
Frisch geduscht spielen wir ein paar Runden Uno und wagen uns an die Gruppennamen-Diskussion, die wir vertagen und verabschieden uns von Franzi, die am Sonntag wieder in Amberg sein muss.
Um das Wetter, welches sich ja doch zum Guten entpuppte, zu nutzen, geht es ohne Lisa die migränebedingt zurückbleibt, nochmal an den See, um Tretboot zu fahren. Der Verleih ist leider geschlossen. Zum Trost gönnen wir uns dafür wieder einen Halt am Spielplatz und teilen uns bei den letzten Sonnenstrahlen Pommes mit Blick auf den See.
Wieder zurück am DAV-Haus entscheiden wir uns, nur das Risotto von gestern aufzuwärmen, also werden die Käsespätzle vom Essenplan gestrichen. Nach dem Essen spielen wir natürlich wieder Uno, merken aber dass wir doch geschafft vom Tag sind und gehen etwas früher als gestern ins Bett.
(Das Wander-Uno Verhältnis steht jetzt schon 2:3)

Am nächsten Morgen stehen wie wieder um sieben Uhr auf, aber diesmal bei bestem Bergwetter – trotzdem finden sich heute keine Morgenschwimmer.
Bei unserer heutigen längeren Tour wollen wir drei Gipfel besteigen: Zum Jägerkamp (1746m) über die Aiplspitz (1759m) und zum Schluss den Taubenstein (1692m).
Diese Tour beginnen wir auf der anderen Seite des Sees, diesmal zunächst mit entspannten Serpentinen, über die uns Viki mit einem geschmeidigen Tempo führt.
Nach rund zwei Stunden und einem kurzen Stopp auf einer Alm, an der uns neben einem Hund auch ein Alpaka und ein sehr anhängliches Schwein (Lotte) begrüßt, erreichen wir den Jägerkamp mit Blick auf unser nächstes schönes Ziel. Der beeindruckende Bergkessel liegt hinter uns und jetzt haben wir nicht nur unser nächstes Ziel im Blick, sondern eine Gipfelkette mit wunderbaren Blick Richtung München und Österreich, die wir auf uns wirken lassen.
Nach einem Gipfelfoto geht es dann auf zur Aiplspitz, die ein Stück höher liegt. Erst im Nachhinein haben wir beim Studieren der Karte festgestellt, dass wir offenbar noch einen Gipfel auf dem Weg mitgenommen haben. (Aktuelles Update: Gipfel 2/3 3/4)
Der Weg zum nächsten uns bekannten Gipfel führt über einen Grat mit etwas anspruchsvolleren Kletterpassagen, die wir aber als Frankenjura-erprobte Kletterer alle gut meistern. Gegen halb zwölf machen wir dann auf der Aiplspitz unsere Mittagspause und genießten in vollen Zügen die Landschaft um uns herum, machen das obligatorische Foto und lassen uns von Bene wieder im Gipfelbuch verewigen.
Wieder entgegen des Wetterberichts bemerken wir dann dunklere Wolken, die die Sonne verschluckt und beginnen deswegen den Abstieg. Selbiger gestaltet sich auch ohne Regen recht rutschig und zwischendurch haben wir auch kurz Schwierigkeiten den Weg zu finden.
Gemeinsam mit zwei ebenfalls suchenden Wandrerinnen meistern wir aber auch dieses Problem und gehen zur Abwechslung durch matschiges Gelände weiter in Richtung Taubenstein.
Nach dem wir von der Bergstation der Seilbahn aus mit dem Taubenstein in 20 Minuten unseren nächsten Gipfel erklommen haben (Gipfel 4/4), entscheiden wir uns voller Motivation, noch einen letzten Berg zu besteigen. Der Rauhkopf stellt mit seinen 1692 Metern für uns keine Herausforderung mehr dar und ein kleiner Teil der Gruppe beschließt sogar, den letzten Gipfel rennend zu erreichen. (Gipfel 5/4)
Auf dem Gipfel stellen wir (natürlich nach – einem Foto; Bene möchte aber im 21. Jahrhundert ankommen und beharrt auf ein Selfie) fest, dass der kleine Abstecher sogar gut zu unserer Route passt und steigen dann direkt von dort zur Schönfelder Hütte ab, wo wir einkehren.
Gut gestärkt steigen wir das letzte Mal ab, und obwohl wir zunächst fast nicht an Höhe verlieren, erreichen wir zügig den Spitzingsattel. Von dort holen Paul und Viki die Autos, der Rest geht direkt zur Unterkunft.
Jetzt könnte man meinen, unsere Tour wäre hier vorbei gewesen. Nein, noch wartet die Heimfahrt auf uns, die wir den Lesern nicht vorenthalten wollen.
Zunächst werden die Autos gepackt, heute in strikter Geschlechtertrennung. Es werden wieder Live-Standorte ausgetauscht, dann ruft Bene zweimal Viki an („Äääh ich wollte eigentlich meine Mutter anrufen“ und „Lasst mal gemeinsam im Stau stehen ist bestimmt witzig, wir treffen uns nach dem Tanken“).
Nachdem Paul getankt hat und wir alle in Schliersee im Stau standen, finden sich die Autos dann auf der Autobahn aber doch nicht. Zumindest nicht, bis sich der Stau aufgelöst hatte – dann wurde das Auto von Viki plötzlich von Paul überholt, während Bene bei geöffnetem Dachfenster und schallend lauter „Fluch der Karibik“-Musik, gut seinen Hut festhaltend aus dem Dachfenster schaut.
Für Verwirrung sorgt dann kurz vor Regensburg ein Fahrerwechsel der Jungs – plötzlich wird Viki ein zweites Mal an diesem Tag überholt.
Kurz vor neun Uhr erreichen wir dann schließlich die Halle und beenden, nachdem wir unsere restlichen Vorräte verteilt haben, unsere erste gemeinsame tolle Tour. Auf viele neue Abenteuer!

Nachtrag: Rund eine Woche später wurde dann in bester demokratischer Manier durch eine Doodle Umfrage die Suche nach dem Gruppennamen geklärt: Herzlich Willkommen bei der „Aktion Bergfreunde“!

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Tourenbericht: Hochtour in den Berner Alpen

08. August – 12. August 2021
JDAV Sektion Amberg

Regen, Schnee, kalt, Hagel, wieder Schnee. Keine guten Aussichten, die fast das ganze Jahr auf Hochtourengeher in der Schweiz warten. Fast trügerisch gut wirkt es, als wir am Sonntag aufbrechen und laut Wetterbericht eine Woche Sonne auf uns warten soll.

Die Vorbereitung und Tourenplanung, die vor allem Niklas oblag, ist einen Tag zuvor beinahe noch gesprengt worden, weil wir feststellen müssen, dass es besser wäre, die Abfahrt von „ca. 09. August“ im Vorfeld auf „08. August“ zu präzisieren – Bene hätte am Sonntag eigentlich arbeiten müssen. Wie durch ein Wunder (und das kaputte Gesundheitssystem), gibt es am Sonntag doch keine Arbeit für ihn und der Abfahrt steht nichts mehr im Wege.
Es ist sechs Uhr in der Früh und wir verlassen gerade Amberg. „Das läuft ja erstaunlich gut“, stellt Niklas fest und wir sind alle putzmunter, trotz des kurzen Schlafs – angetrieben durch die Motivation, heute Nachmittag noch auf die Oberaarjochhütte aufzusteigen. Doch jetzt liegen erstmal sechs lange Stunden im Auto vor uns. Außerdem müssen wir noch David in Ulm am Bahnhof abholen. Der hatte seine Reise schon zwei Stunden vor uns begonnen.
Wir kommen gut voran, zumindest im Vergleich zur Deutschen Bahn, auf die wir ein wenig warten müssen. Doch auch das Warten hat ein Ende und dann heißt es endlich: Nächster Stopp Bodensee, Vignette kaufen. Ein kurzer Schlenker durch Österreich und ab in die Schweiz. In Andermatt müssen wir noch Geld wechseln. Jetzt nur noch über den Furkapass und den Grimselpass wieder hoch. Dort pro Auto 40 Franken für das Parkticket am Oberaarsee in Münzen bereithalten. Wer hat so viel Kleingeld?
Also gut, um 13:15 Uhr haben wir es schließlich zum Parkplatz geschafft. Nach Umziehen und Proviant auf die Rucksäcke verteilen kann es gegen kurz nach zwei endlich losgehen. Der Spaziergang zum hinteren Ende des Sees erweist sich als reichlich unspektakulär und öde. Doch dafür ist das erste, was wir vom Gletscher zu sehen bekommen umso faszinierender. Ein riesiges Gletschertor, dessen Ende irgendwo tief unter dem Oberaargletscher, außerhalb unserer Sichtweite, liegen muss.
Der Gletscher ist aper, und auch wenn es für Bene und Viki das erste Mal auf dem Eis ist, kommen wir sehr gut voran. Mit Beginn der Schneeauflage seilen wir uns an und ziehen die Steigeisen an. Es ist mittlerweile vier Uhr am Nachmittag und wir haben immer noch gut 600 Höhenmeter vor uns. Trotz dem von Wolken bedeckten Himmel ist der Schnee schon weich und der Aufstieg wird immer mühsamer. So traben wir noch zwei Stunden dahin, immer weiter in den Nebel hinein, der mittlerweile das Oberaarjoch samt Oberaarhorn und alles umliegende komplett verschlungen hat. Inzwischen ist es an der Zeit auf der Hütte anzurufen und um ein verspätetes Abendessen zu betteln, was uns glücklicherweise gewährt wird. Dann setzt der Wind ein, wir haben zwar wieder Sicht, aber er ist beißend kalt. Die letzten 200 Höhenmeter müssen wir alle nochmal die Zähne zusammenbeißen, um uns noch bis auf das Joch zu schleppen.
Steigeisen von den Schuhen, notdürftig das ganze Material verstauen und ab zur Hütte. Dort heißt man uns zum Glück gleich mit warmer Suppe Willkommen und wir erfahren, dass wir nicht die einzigen sind, auf die man wartet. Vom Essen nimmt sich jeder so viel er kann, um Kraft für den Nächsten Tag zu haben. Direkt danach geht es in die Betten.
Bilanz des Tages: Ein Bergsteiger mit beinahe erfrorenen Fingern (Handschuhe sind völlig überbewertet), unsere Bergsteigerin am Ende ihrer Kräfte (auch das Abendessen, welches uns doch noch warmgehalten wurde, verließ sie kurz nach der Einnahme wieder) und auch der Rest der Gruppe ausreichend erschöpft.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 06:00 Uhr. Ausgeschlafen und voller Tatendrang sitzen wir beim Frühstück, die Erschöpfung vom letzten Abend ist verflogen. Kurz darauf machen wir uns auf den Weg auf das Oberaarhorn.
Die ersten Meter von der Hütte weg sind sehr steil, doch dann windet sich der Weg geschickt durch die Schutthalde dem Gipfel entgegen. Im oberen Teil heißt es nochmal Steigeisen auspacken und gemeinsam am Seil erklimmen wir in Serpentinen den Gipfel.
Bei bestem Wetter haben wir eine wunderbare Aussicht bis ins Wallis, das Matterhorn glitzert zwischen Monte Rosa und Weisshorn hervor. Ein wunderbar weißer Anblick, der deutlich macht wie viel mehr Schnee dieses Jahr in den Bergen liegt. Zu unserer Rechten können wir auch schon einen Blick auf unser großes Ziel, das Finsteraarhorn erhaschen, dessen Ostseite in der Morgensonne leuchtet.

Der Abstieg zurück zur Hütte ist auf dem gleichen Weg, auf dem wir den Berg erklommen haben. Durch den mittlerweile weichen Schnee geht es recht zügig nach unten. Schließlich noch durch das gut markierte Blockgelände, dann stehen wir schon wieder auf der Hüttenterrasse. Doch viel Zeit zum Verschnaufen haben wir hier auch nicht, da noch ein langer Fußmarsch bis zur Finsteraarhornhütte vor uns liegt. Also für jeden zwei Brote mit Käse, die Rucksäcke mit der restlichen Ausrüstung aus der Hütte gepackt und los geht es. Die Leiter hinunter auf das Oberaarjoch und von hier aus der Spur folgend bis hinter den Abbruch des Galmigletschers.
Durch die Nachmittagssonne, die hier voll in die Felswand strahlt, löst sich zu unserer linken ein Auto- großer Felsblock, rollt über den Gletscher und schlägt einige hundert Meter tiefer auf einer Felsplatte auf. Ein wahnsinniges Spektakel! Und durch die Verzögerung des Knalls wird uns nochmal klar, welche Dimensionen die Landschaft hat, von der wir hier umgeben sind.
Wir haben immer noch ein Stück Abstieg und den Gegenanstieg über den Fieschergletscher vor uns. So zieht sich unser Weg weiter durch die weise Landschaft. Unten angekommen ist der Gletscher wieder aper. Hier können wir zwei andere Seilschaften sehen, die für ihren Weg durch die Spaltenzone reichlich vor und zurück laufen müssen. Also entscheiden wir uns zu Beginn einen kleinen Bogen zu laufen, um einen großen Teil des Labyrinths von Spalten zu vermeiden. Der Plan geht auf und wir kommen gut voran. Kurz vor dem zweiten steileren Stück bekommt der Gletscher wieder eine Schneeauflage. Durch das Beobachten der anderen können wir auch hier wieder unseren Weg optimieren und haben sie oben im Spaltengebiet auch fast eingeholt.
Der Schnee bildet aktuell noch stabile Brücken über die Spalten, doch gelegentlich muss man doch mal einen kleinen Sprung machen. Und zack: Viki bohrt sich beim Springen über die allerletzte Spalte die Frontalzacke ihres Steigeisens oberhalb des Schuhs in den Knöchel. Der Schreck ist groß, aber nach einer oberflächlichen Begutachtung entscheiden wir uns, lieber noch schnell zur Hütte zu gehen, um dort weiter zu schauen.
Jetzt hat der Weg allerdings noch etwas ganz Spezielles für uns auf Lager. Das Schmelzwasser kann hier im flachen Gelände nicht gut abfließen und verwandelt so den Schnee in matschiges Softeis. Doch das kann uns jetzt auch nicht mehr aufhalten, da die Hütte schon längst in Sicht ist. Und so kommen wir auf die Spur der Grünhornlücke und sind auch kurz darauf am Gletscherrand.
Um 17 Uhr sind wir schließlich auf der Finsteraarhornhütte angekommen. Wir stellen fest, dass Vikis Knöchel doch deutlich angeschwollen ist & nach einer Erstversorgung durch den mitreisenden Bergdoktor Lueger wird für sie Bettruhe angeordnet. Bis zum Abendessen haben wir alle bisschen Zeit um durchzuschnaufen und alle schauen entspannt dem nächsten Tag entgegen.
Heute bleiben wir lange liegen. Frühstück gibt es für uns um 7 Uhr, da wir uns nichts Vorgenommen haben. Gegen 9 Uhr ist David, Bene und Niklas dann doch langweilig und wir fragen die Hüttenwirtin, ob sie uns einen schönen Gipfel für den Nachmittag empfehlen kann. Auf ihren Rat hin brechen wir auf, um den Wysnollen zu besteigen.
Unser Weg führt uns einmal quer über den Fieschergletscher, vorbei an einigen Spalten, eine Schneeflanke hinauf. Wieder einmal finden wir eine perfekte Spur vor, deren Schöpfer wir im oberen Teil begegnen.
Die letzten paar Meter sind dann nochmal erstaunlich anstrengend, da die Mittagssonne den Schnee hier schon stark aufgeweicht hat. Wir verlieren leicht an Tempo, als Niklas und David bei jedem Schritt knie- bis hüfttief im Schnee versinken, während Bene engelsgleich über die Schneedecke gleitet – der „Schuhgröße zu Körpergewicht – Koeffizient“ ist hier scheinbar einfach besser. Aber irgendwie haben wir dann doch, zwar auf allen vieren und wühlend, aber stolz unser Ziel erreicht. Zur Belohnung gibt es sogar Handyempfang und Gipfelschokolade auf dem Gipfel. Wir machen eine ausgiebige Pause, bevor wir uns wieder in den tiefen Schnee stürzen, um abzusteigen.
Am Rückweg geht es dann wieder vorbei an beeindruckenden Spalten, in die, bis auf kurzzeitig Benes Bein, niemand von uns stürzt. Die frische Abstiegsspur der anderen Seilschaft endet plötzlich vor einem Loch, doch ein Blick in die Tiefe verrät, dass hier niemand liegen geblieben ist. Nach einer guten Stunde stehen wir wieder auf der Hüttenterrasse, wo wir gemeinsam einige Brote essen.
Die Spaltenbergung steht für uns dann auf dem Programm. Gemeinsam mit Quirin, der wieder zu uns stößt, bauen wir T-Anker, installieren Flaschenzüge und ziehen Niklas erfolgreich aus der Spalte, in die er sich wagemutig stürzte. Beim zweiten Mal rettet Niklas sich selbst, da das Abendessen bereits ruft.
Nach dem Essen schauen wir uns noch die Route für den nächsten Tag und den Wetterbericht an und packen unsere Rucksäcke, damit wir in der Früh gleich loslaufen können. Um noch möglichst viel Schlaf zu bekommen, gehen wir alle früh ins Bett, denn wir wollen fit für den 4000er sein.
Das schrille Kreischen des Weckers reißt uns aus dem Schlaf. Obwohl wir wussten, worauf wir uns einlassen, fühlt sich das gerade unglaublich früh an. Das Frühstück macht zum Glück munter. Doch bis alle ihre Schuhe angezogen haben, vergeht doch ein wenig Zeit.
Um fünf Uhr laufen wir endlich los, durch das optimal markierte Felsgelände hinter der Hütte vorbei am alten Hüttenplatz bis zum Beginn des Gletschers, wo wir Steigeisen anziehen und anseilen. Bis hier haben wir bereits 300 Höhenmeter zurückgelegt. Die nächsten 300 gehen fast genauso schnell, und so stehen wir um sieben Uhr in einem leichten Schneesturm am Frühstücksplatz. Das Wetter hat heute leider entgegen der Vorhersage nicht perfekte Gipfelbedingungen für uns in petto.
Für lange 15 Minten stehen alle Seilschaften still und müssen abwarten, bis das Gröbste vorbei ist. Dann als der Schneefall aussetzt, treten einige den Rückzug an, während andere weiter gehen. Von den vielen Stirnlampen, die am Morgen hinter uns zu sehen waren, kommen erstaunlich wenige bis zu uns. Wir schauen allerdings gebannt zum Hugisattel, ob Seilschaften in den Gipfelgrat einsteigen. Nach längerem Zögern wagen es die ersten tatsächlich. Doch das Wetter schaut nur wenig besser aus und die Motivation in unserer Seilschaft ist nach dem langen Warten dahin. So entscheiden wir, den Rückzug anzutreten.

Durch die Änderungen unserer Pläne, überlegen wir gleich heute noch zurück zur Oberaarjochhütte zu gehen, um den Rückweg für Viki zu erleichtern. Tatsächlich gibt es dort gerade ausreichend Platz für uns fünf. So marschieren wir wenig später, bei wieder wunderbarem Wetter, los. Diesmal nicht über den Fieschergletscher, sondern über den Geröllhang Südöstlich der Hütte, um den nassen Schnee und die erste Spaltenzone zu vermeiden.
Zuerst ist der Weg noch klar markiert, doch als die Abstände der Steinmännchen immer größer werden müssen wir uns selbst einen Weg hinunter auf den Gletscher suchen. Was jedoch ebenfalls kein großes Problem darstellt. Unten angekommen seilen wir uns wieder an und schlängeln uns geschickt durch die zweite Spaltenzone.
Der Übergang auf den Galmigletscher läuft problemlos, es steht nur noch ein Anstieg von 550 Höhenmetern zwischen uns und der Oberaarjochhütte. Dieser zieht sich wieder in die Länge. Um 17:30 Uhr haben wir es dann doch alle gemeinsam noch auf die Oberaarjochhütte geschafft. Diesmal pünktlich zum Abendessen.
Für die Übernachtung stellen wir fest, dass wegen der vollen Hütte für uns nur noch das Bergführer-Zimmer frei ist – über ein eigenes Quartier sogar mit Waschbecken beschweren wir uns natürlich auch nicht.
Bei einem wunderbaren Abendessen, einigen intensiven Runden Uno, Gesprächen mit anwesenden Schweizern („Frankenjura? WOLFGANG GÜÜLICH!“) und einem letzten Sonnenuntergang hinter dem Finsteraarhorn lassen wir den Abend ausklingen. Und so ganz nebenbei schmieden David, Bene & Niklas schon wieder Pläne für den nächsten Morgen.
Putzmunter, hellwach und ausgeschlafen Sitzen wir am nächsten Morgen beim Frühstück, mit der Gewissheit, dass dieser der letzte Tag für uns in eben jener zauberhaft schönen Landschaft sein wird, die man die Berner Alpen nennt.
Doch das soll die Stimmung nicht trüben. Direkt nach dem Frühstück marschieren David, Bene & Niklas los, denn wir wollen heute Vormittag noch die Studerhornüberschreitung machen.
Der Weg bis zum Einstig am Westgrat zieht sich durch die weiße Ebene. Doch jetzt kann der Spaß beginnen. Durch leichte Felspassagen über noch morgentlich feste Schneefelder bis hoch zum Gipfel kraxeln wir empor. Die schönste Tour bis jetzt! Und ein Blick nach Osten, wo der Grat weiter geht, verrät sie ist noch nicht vorbei. So stapfen wir durch den weichen Schnee der Osthänge hinab, um in den Anstiegen wieder feinsten Firn vorzufinden. Das geht eine Weile so.
Nach einer weiteren traumhaften Felsstelle stehen wir auf dem Altmann. Von hier aus möchten wir wieder zur Hütte, also weiter den Grat hinab, einmal abgeseilt und nach wenigen Metern stehen wir auf dem Gletscher. Der Rest geht erstaunlich schnell und schon stehen wir auf dem Oberaarjoch.
Nach einer kurzen Stärkung an der Hütte, wo auch Quirin und Viki auf uns warten, treten wir den Finalen abstieg zurück zum Oberaarsee an.

Derselbe Weg, für den wir im Aufstieg so ewig gebracht haben, fliegt jetzt förmlich an uns vorbei und – nach nicht einmal zweieinhalb Stunden haben wir es tatsächlich schon geschafft. Ein letzter Blick zurück auf den Gletscher hinter uns, ein letztes Selfie, und schon ist unsere Hochtour unter besten Wetterbedingungen zu Ende.

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